von Prudentius » Do 6. Nov 2014, 11:43
Ich glaube, die Italiener wären erstaunt, wenn man ihnen entgegenhielte, dass sie das L. italienisch aussprechen; wie sonst? würden sie fragen; wir können uns vllt. klarmachen, dass dieses Bestreben nach dem Rückgang in die historisch echte Aussprache eine typisch d. Erscheinung ist, die man auch datieren kann, es ist die romantische Bewegung des 18. Jh., die nach der d. Klassik einsetzte; Herder ist zu nennen als Reaktion auf den Klassizismus Winckelmanns; "Stimmen der Völker in Liedern" hieß eine Sammlung, seitdem wurde das Bestreben nach innerem Verständnis der einzelnen Epochen programmatisch, das "Geschichtsbewusstsein" kam auf, man bemühte sich, die Vergangenheit von innen heraus zu verstehen; die Altertumswissenschaft wurde neu geboren, man fing auf einmal an, die Klassiker zu erforschen, nicht mehr nur zu verehren; alle Autoren bekamen eine "Entwicklungslinie" verpasst.
Diese ganze Richtung nannte man auch den "Zweiten Humanismus", er hängt an dem Namen Humboldt vor allem; eine typisch d. Erscheinung; im Gegensatz zum 1. Humanismus, mit Petrarca oder Erasmus, der international war.
Na ja, in diesen Zusammenhang gehört auch unser Bestreben, uns zurückzuversetzen in die Antike und alles "echt" auszusprechen; wir haben ja recht damit, aber wir dürfen uns nicht wundern, dass wir einigermaßen allein damit dastehen.