mor, more, f. sau, zuchtsau; in oberdeutschen quellen noch über das 16. jahrh. hinaus: scrofa, loosz o. moor Dief. 521a; die mor, mterschwein, scrofa Maaler 293a; die sau oder die mor bedüt den armen menschen. Keisersberg narrensch. 24a; der selb pfründengötz tht wie ein mor, die sich in einen treckt sperret und uf allen vieren gradlet; ob si schon nit isset, so laszt si doch die andern süw nit darz kommen. Schade sat. u. pasqu. 3, 62, 30; die moren oder schweinsmutter soll man erwölen mit langen seiten und eim groszen leib an allen orten. Herr feldb. 156a; an den säwstall werd jr müssen zwo gute scheidmauern die umbschlossen seien, machen, und inn das ein theil die moren, inn das ander die eber verschlieszen. Sebiz feldb. 30; (da fand man) etliche moren, die brachten ohrlose, aber sonst an allen andern gliedern schöne färlin. Plinius v. Heyden 226; es ist kein wunder, dasz etwan die mor jr eigene jungen friszt. ebenda; ist Calchas wegen einer vorüberlaufender und tragender mohr oder mutterschwein befragt worden. anm. weiszh. lustg. 212; mit umlaut: die jungen färklein (welche, wenn sie von der milch abgesetzt sind, spanfärklein genennet werden) saugen die euter der saumutter (möhren, mutzen). Comenius sprachenthür v. Docemius 185. in bildlicher verwendung für einen menschen, auch einen mann: er het sunst geschwummen wie ein wetzstein, weil er die gröste und ungeschickst mor under jhnen war. Garg. 238b;
also wirdt er (beim weintrinken) zu erst ein thor,
zuletzt ein rechte sauw und mor.
Andreae Gartneri dicteria proverbialia (1598) 38b.
das wort, spätmhd. môre, ist wol eins mit mohr sp. 2472, von der oft schwarzen farbe der sau, wie heute noch in Schlesien môre eine schwarze sau bedeuten soll, vergl. Lexer mhd. wb. 1, 2198. es lebt mundartlich noch im alemannischen sprachgebiete: im Elsasz mohre, mutterschwein Fromm. 3, 484; schweiz. moor, moore, schweinmutter (auch im bildlichen gebrauch) Stalder 2, 214; im Aargau die mor, mutterschwein, auch unsittliche oder unflätige weibsperson Hunziker 183; schwäb. mohr, schweinsmutter Schmid 390.
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