Ailourophilos hat geschrieben:ich möchte fragen, ob es eine (logische) Erklärung dafür gibt, wieso beim Subjektsinfinitiv (z. B.facile est bonum esse, bonum est consulem fieri) der Akkusativ steht.
Stöbert doch nicht nur in den Altgrammatiken, sondern versucht selber eine Antwort zu entwickeln!
Wenn eine logische Erklärung gefragt ist, versuche ich es einmal so:
Uns fehlt ein Gegenbegriff zu ACI, vllt. "Normalsatz", "S - P", "Puellae cantant", die beiden Satzteile sind zweiseitig gebunden: S bestimmt P durch Numeruskongruenz, d.h. der Plural "puellae" bewirkt den Plural der Verbform "cantant", P bestimmt S durch Kasusrektion, mit dem Nominativ verweist P die Mädchen in die Subjektsposition.
(Nur diese beiden Satzteile sind durch eine solche Doppelbindung verbunden, das Objekt ist nur einseitig gebunden, durch den Akk., aber es ist nicht bezeichnet, wovon der Akk. regiert wird; daher kann man "S-P" als eigentlichen Satzkern bezeichnen).
Mit dem Normalsatz ist eine Behauptung verbunden, man will etwas Wahres sagen; dieser Behauptungscharakter kann aufgehoben sein, etwa bei "Ich vermute, dass die Mädchen singen"; um diese Aufhebung zu kennzeichnen, dazu dient eben der "ACI", dann müssen die beiden Bindungen deutlich aufgehoben sein; d.h. das Verbum darf keinen Numerus haben: das ist eben der Infinitiv, das ist die Verbform ohne Numerus; und der Akkusativ; der Akkusativ ist kein Nominativ, er spielt nicht die Rolle des Subjekts im Normalsatz. Also der Akk. ist zu verstehen als "Nicht-Nominativ"!
Warum ist es gerade der Akkusativ, der diese Role spielen muss? Es gibt ja diese Beispiele: "Audio puellas cantare", da wechselt der Akk. vom Objekts- zum Subjektskasus.
Ich stelle nochmal die bedenkenswerten Unterscheidungen zusammen:
ACI - Normalsatz,
Doppelbindung S - P,
Kasusrektion und Numeruskongruenz,
Doppelrolle des Akkusativs,
Behauptung und ihre Suspendierung, direkte und indirekte Rede.