Hallo!
Doch schon einen Kommentar direkt nach der Lesung.
Ich fand, dass Herr Haefs etwas sehr überzeugt von sich war. In der Vorrede betonte er, dass alle Autoren, die bisher über Caesar schrieben, egal ob wissenschaftlich oder belletristisch, immer nur einen Aspekt (Politiker, Geschäftemacher...) herausgriffen an Caesar und diesen dementsprechend uminterpretierten. Als Vertreter dieser Zunft nannte er namentlich Prof. Dahlheim, was in mir als angehenden Altgeschichtler leichten Unwillen erzeugte. (Okay, ich kenne Dahlheims Caesarbiografie nicht.) Herr Haefs wolle natürlich Caesar aus der Sicht aller Aspekte betrachten und am Schluss dem Leser das Urteil über Caesar überlassen.
Zum Buch selbst:
Schon auf den ersten Seiten gibt es eine kleine, aber nicht unbedeutende künstlerische Freiheit: Catull, dessen Ende leider nicht bekannt ist, wird als stinkender besoffener Dichter eingeführt, der dann fortan Quintus Aurelius als Sidekick begleiten wird. (Offkommentar des Autors: Ich fand's nett, ihn in Gallien enden zu lassen.) Dann tritt Cicero total schmierig zusammen mit jemand anderem auf, die Quintus Aurelius für seine Spitzelarbeit 100000 Denare anbieten. Als dieser nicht will, wird unter Androhung einiger Gladiatoren doch noch ein Vertrag unterzeichnet, jedoch nur noch mit dem vierten Teile des Geldes.
Das war die Einleitung, die ich gehört habe. Der Sprachstil war ganz okay, nur Cicero und Catull erschienen mir etwas blass. (oder ich habe ein verklärtes Bild der beiden.) Ein Meisterwerk würde ich nicht gerade vermuten, aber grotten - Brad-Pitt-Troja - schlecht wird es schon nicht sein. Ein Durchschnittsroman halt. Gekauft habe ich ihn mir nicht.
Ob die Historizität der Bespitzelung durch Quintus Aurelius stimmt, weiß ich leider auch nicht.
Und nun zu etwas komplett anderem:
Jedesmal wenn ich Deine Signatur les frag ich mich, ob ich Tomaten auf den Augen hab oder ob da nicht ein Attribut oder irgendwas fehlt. Müsste es nicht heißen "der Lächerlichkeit/dem Verfall oder sonstirgendwas preisgegeben?
Du hast recht, preisgegeben intransitiv zu verwenden ist ungewöhnlich. Wahrscheinlich wohl im Sinne von "verloren". Leider kann ich das Zitat aber auch nicht im Originalkontext bringen, da ich es nur mit der Angabe "Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf 1928" im Schluss der Einleitung des Gemolls (nicht mehr in der neuesten Auflage) gefunden habe. Wenn es dich allzusehr stört, kann ich mir auch ne andere Signatur suchen, es ist eh nur ne Übergangslösung, bis ich was besseres finde.
Mit freundlichen Grüßen Martin
"Ohne Griechisch aber ist die deutsche Bildung, der nicht nur wir den geistigen Aufschwung des 19. Jahrhundert verdanken, preisgegeben."
Willamowitz-Moellendorf