von Laptop » Di 4. Feb 2020, 16:30
Die Unterscheidung zw. langem s und rundem s hatte den gestalterischen Zweck die Wortgrenze bzw. Morphemgrenze deutlicher lesbar zu machen, wie man es schon im Griechischem mit dem Schluss-s und s im Wortinnern tat. Das lange s ist schon im Lateinischen die handschriftliche Variante des runden s. Das lange s wurde als sehr schnell schreibbarer Strich geschrieben, wie man es schon bei den Graffiti in Pompeji sieht. Man griff später dann (wann genau müsste man recherchieren!) auf das aufwendigere runde s von der Majuskel zurück um die Wortgrenze zu kennzeichnen. Übrigens war auch das j ursprünglich nur eine "Schmuckvariante" des i, aus demselben Grund, nämlich um das Morphemende deutlicher zu machen: wenn der Leser bspw. "xviij" sah, wusste er, dass die Zahl nach dem "j" endet.
SI·CICERONEM·ÆMVLARIS·VERE·NON·VIVAS (get a life!) OBITER·DICTVM·BREVITAS·DELECTAT (keep it short and simple = kiss)