von Prudentius » Mi 30. Jan 2019, 09:33
Deine Schwierigkeiten, die Materie von der Mutter abzuleien, kommen daher, dass du dir nicht den antiken Mutterbegriff vor Augen hältst!
Die moderne Zeugungsauffassung, mit eine Beteiligung von 1 : 1 von männlichem und weiblichem Partner, ist ja noch keine 200 Jahre alt! Sie basiert auf der Entdeckung der weiblichen Eizelle durch das Mikroskop. Bis dahin stellte man sich Zeugung von Vater zu Sohn vor, wobei der männliche Samen allerdings zeitweilig ein Gefäß brauchte, um sich zu entwickeln.
Am einfachsten kann man es an bekannten Texten erkennen, du kennst ja wohl "geboren aus Maria der Jungfrau ...", wohlgemerkt, nicht von oder durch Maria, sondern aus Maria; die Mutter also als Gefäß!
Man spricht vom "Sohn Davids", nicht vom "Sohn Davids und ...".
Reste dieser Auffassung sind Ausdrücke: "Empfängnis", die Frau empfängt etwas, sie hat selbst nichts; oder "sie trägt ein Kind aus", wie eine fremde Last; "trächtig" nennt man ein schwangeres Tier, als trage es fremde Last.
Wenn du das im Kopf hats, kannst du "Materie" verstehen: das ist ein tragendes Element, etwas niederen Ranges, dem etwas Höheres aufgeladen ist; in dem Sinne ist für Aristoteles der Steinblock "Materie" für die Statue, die der Bildhauer aus ihm herausmeißeln will.