SALVETE
Dass der alte Gallier der Urvater aller Dummköpfe sein soll, klingt nicht sehr plausibel, aber immerhin originell. Wenn sich Zahlwörter in verschiedenen indogermanischen Sprachen ähneln, dann sollte man weniger an gegenseitige Beeinflussung als an die gemeinsame Wurzel denken.
Dennoch gefallen mir die vielleicht sehr idealistischen Gedanken von late starter.
Betrachtet man die Nützlichkeit eines Unterrichtsfaches nach seiner konkreten Verwertbarkeit in einem späteren Beruf, dann wird man auch bei den meisten anderen Fächern – gerade Sprachen – zu einem ähnlichen Urteil kommen.
Die meisten Sprachen mit Ausnahme des Englischen sind in der Wirtschaft trotz anderslautenden Beteuerungen ziemlich unerheblich, wenn man nicht vorhat, im betreffenden Land zu arbeiten oder etwas zu verkaufen. Fremdsprachenkenntnis erweitert den Horizont und schafft andere Vorteile, ist aber sonst im Endeffekt nicht so wichtig. Selbst eitle Franzosen, die ihre Sprache gerne überbewerten, lernen Englisch.
Wenn Bildung mehr sein soll als eine möglichst genau auf einen späteren Beruf abzielende Ausbildung, dann hat Latein seinen Stellenwert in Europa.
Dass eine berufliche Ausbildung in vielen Fällen eine Sprache wie Latein nicht direkt braucht, ist schon klar. Auf das Unterrichtsfach „Geschichte“ trifft das genau so zu, denn die Anzahl derer, die die darin erworbenen Kenntnisse direkt in ihrem Beruf anwenden, ist eher gering.
Ob ich Fremdwörter leichter verstehe, wenn ich ihre Ursprungssprache kenne, oder sie extra lerne, ist ebenfalls relativ egal. Ein Mediziner muss vermutlich, auch wenn er in der Schule Latein hatte, die Namen der Knochen und Muskeln auswendig lernen. Dass selbst Historiker ihr Studium praktisch ohne Lateinkenntnisse abschließen können, ist eine traurige Realität, denn es beweist, dass sie offenkundig nie einen Blick in viele originale Quellen gemacht haben.
VALETE