u oder v?

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u oder v?

Beitragvon Eteokles76 » Mo 30. Apr 2007, 13:03

Salvete,

also die Römer schrieben ja statt "u" ein "v", oder? Wie wurden die Wörter dann aber ausgesprochen bzw. zwischen "u" und "v" unterschieden?

Bsp. AVIS= [AVIS] oder [AUIS] <- soll Lautschrift sein *g

andersrum IUCUNDUM = [IVCVNDVM] oder [IUCUNDUM]

:?

gratias
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Beitragvon consus » Mo 30. Apr 2007, 13:34

Servus, Eteokles!
Gemäß W. Sidney Allen (Vox Latina, Cambridge, 2nd ed. 1978, p. 132):
„ŭ As in English put“
„ū As in English fool“
„u consonant As English w“.
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Beitragvon Eteokles76 » Mo 30. Apr 2007, 14:18

Salve Conse,

also schrieben sie doch ein "u" anstelle eines "v"? Das verwirrt mich aber...

Also was ich meine ist: Wenn der kleine Römer schreiben lernte, dann lernte er ja wahrscheinlich AVIS zu schreiben, aber [AVIS] ausgesprochen. Im Gegensatz dazu, IVCVNDVS wie [IUCUNDUS] gesprochen. Gleicher Buchstabe, aber andere Aussprache. Oder galt das nur für die Großbuchstaben? Ich frag mich halt woher heute man weiß, dass AVIS wie AVIS auspsprochen wurde und nicht wie AUIS. Vom Französischen "oiseau" würde letzteres nahe liegen, vom spanischen ave [abe] ersteres.

Wenn ich also nun ein lateinisches Wort in Kapitälchen sehe, das ich nicht kenne und das mit V geschrieben ist, weiß ich nicht ob ich es wie "u" oder "v" aussprechen soll. Wie kann ich es rausfinden?

Soviel ich weiß, schrieben die Römer anfangs nur in Kapitälchen, aber ich kann mich auch täuschen.

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Beitragvon Clemens » Mo 30. Apr 2007, 17:14

Du solltest auch gleich noch die Frage anhängen, warum man für IVCVNDVM und AVIS beidemale das I setzt...;-)
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Beitragvon Iulus » Mo 30. Apr 2007, 17:26

Im klass. Latein wird das V meines Wissens vor Konsonanten als Vokal (also also wie das deutsche u) und vor Vokalen als Gleitlaut (wie das engl. w) ausgesprochen.Später wurde der Gleitlaut vor Vokalen wohl wie das deutsche w gesprochen.Ich nehme an,unser "kleiner Römer" wusste das. :)
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Beitragvon Clemens » Mo 30. Apr 2007, 17:30

Nun, die Frage ist, woher wir das wissen, und da findet man die Antwort beispielsweise im Allen, also wenn du mal die Institutsbibliothek heimsuchen möchtest, wäre das dein Ziel, Eteokles. :-)
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Beitragvon Eteokles76 » Mo 30. Apr 2007, 17:45

@Iulius: Hey Danke Dir, das wäre eine Erklärung! Ich werde mal verstärkt drauf achten, ob das Gesetz für alle Wörter gilt. :)

@clemes: tut mir Leid, aber mit Deinen Beiträgen kann ich nichts anfangen. Ich weiß nichtmal ob sie ironisch, zynisch oder polemisch gemeint sind...

mfg

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Beitragvon Iulus » Mo 30. Apr 2007, 17:59

I U L U S :)

PS: Mein Name ist übrigens in gewisser Weise eine Ausnahme.Warum?Schau dir nochmal Clemens Beitrag an! :wink:
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Beitragvon Clemens » Mo 30. Apr 2007, 18:12

Bei I und J ist es genau dasselbe wie bei U und V, aber da sich das in der Schreibung bei uns nicht so durchgesetzt hat wie die Unterscheidung U/V denkt man gar nicht daran.
Ich nehme nämlich an, du sprichst nicht I-ucundus, sondern jucundus, aber avis; auch hier kommt die Unterscheidung zustande, weil das i einmal vor Vokal und einmal vor Konsonant steht.
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Beitragvon Eteokles76 » Mo 30. Apr 2007, 19:03

hm stimmt. Wir haben übrigens noch eine Ausnahme, die mir grad eingefallen ist:

SI TACVISSES, PHILOSOPHVS MANSISSES :lol:

Deine Regel bröckelt! Es kommt wohl noch auf andere Buchstaben an...
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Beitragvon Tiberis » Mo 30. Apr 2007, 19:13

I vor vokal wird nur im anlaut (und nach präfixen)wie J gesprochen > IVLIVS > Julius
V vor vokal (am wortanfang) wie (engl.) W : VERTIT > wertit
ebenso intervokalisch > W : LAVDAVIT > lauda:wit
spannend wird es in den kombinationen QV, GV, SV vor vokal:
LINGVA > lingwa; VNGVENTVM> ungwentum, CONSVEVIT>conswe:wit
wenn aber GV und SV mit dem folg. vokal keine silbe bilden, dann > U
SVOS > suo:s ; ARGVO > arguo:
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Beitragvon Iulus » Mo 30. Apr 2007, 19:28

Allzu sehr bröckelt meine Regel aber nicht...wie man sieht.
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Beitragvon Eteokles76 » Mo 30. Apr 2007, 20:51

Gratias Tiberis :-D Sehr schön. Es ist wohl doch etwas komplexer.

Nein IULUS, Deine Regel ist schön :-)

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Beitragvon Tiberis » Mo 30. Apr 2007, 21:25

noch eine ergänzung zu vorhin: intervokalisches I wird naturgemäß ebenfalls als J gesprochen : TRAIANVS > Trajanus usw.
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Beitragvon consus » Di 1. Mai 2007, 12:02

Wenn wir in die Metrik gehen, amici, erlebt man, was i/j und u/v angeht, Überraschungen:
Vergil, Georgica 1, 482: fluviorum. Das u am Hexameteranfang erhält seine Positionslänge durch die Messung fluvjorum. So auch genua > genva u.dgl.
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