Wieder mal ein blöder Kommentar gegen Latein.

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Wieder mal ein blöder Kommentar gegen Latein.

Beitragvon Martinus » Do 22. Mär 2007, 23:37

Eine gewisse Frau Steiner hat in der Presse einen ziemlich dämlichen Artikel gegen den Lateinunterricht verfasst. Ich habe den Beitrag samt eigenem Kommentar von der Startseite aus verlinkt - den Artikel im Original findet man natürlich auch online: http://www.diepresse.at/home/meinung/we ... 5/index.do


Wenn ihr Zeit habt, schreibt der guten Frau doch, was ihr davon haltet ;-).
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Beitragvon consus » Fr 23. Mär 2007, 11:17

Salve, Hannes!

Equidem, quid ista mulier parum diligenter scripserit, silentio praetereundum esse censeo.

Wir haben es nicht nötig, uns noch einmal und noch einmal als Lateiner zu rechtfertigen; denn es ist alles bereits, wenn auch nicht von allen, zur vorliegenden Problematik gesagt worden.

Man könnte allerdings Frau S. fragen, welche Erfahrungen sie mit dem Lateinischen in ihrer Schulzeit gemacht hat. Ein nicht gleichzeitig Freude an der Sache vermittelnder Lateinunterricht führt doch sehr oft zu solchen negativen Urteilen in späterer Zeit. Die eine oder andere Mitteilung von Schüler/inne/n in unseren Foren lässt Schlimmes ahnen...

Latinitatem colamus!
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Beitragvon Molly » Fr 23. Mär 2007, 12:58

:smile:
Schade, dass Frau S. so ein schlechtes Gedächtnis hat.
Bei meinen ersten Italienischkontakten konnte ich mich sehr gut auf Latein unterhalten. Die fanden vor vielen Jahren noch während der Schul/Lateinzeit statt...
Ich habe einfach in Ablativen gesprochen und brauchte nur gelegentlich Hände, geschw. denn Füße.
Sie hätte einfach eher mit Italienisch anfangen sollen, misera.
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Beitragvon Eteokles76 » Fr 23. Mär 2007, 20:33

Ich habe einfach in Ablativen gesprochen


hmm interessant. Hat sich denn im Italinischen ausschließlich der Ablativ erhalten? Im Französischen ist das unterschiedlich, je nach Deklinationsklasse des Etymons, einmal hat sich der volle, dann wieder abgestufte Stamm durchgesetzt.

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Beitragvon consus » Fr 23. Mär 2007, 21:04

Salve, Eteocles

Was Molly meint, sieht aus wie Ablativ, ist es aber nicht; denn die italienischen Substantive gehen auf den lat. Akkusativ Sg. zurück:

amore < amore(m) [Das m wurde eher nasaliert gesprochen und nicht wie mmmmmm!]
modo < modu(m)
città < cittàde < civitate(m) (daneben auch civita)
&c.

In der alltäglichen Sprachpraxis kann aber das, was Molly sagt, hilfreich sein.

Servus. :)
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Beitragvon Molly » Fr 23. Mär 2007, 21:05

pane, latte, pesce, carne, naja, da ist man schon satt :wink:
So zum Einstieg hat mir das jedenfalls sehr gut geholfen. (Französich habe ich übrigens nie wirklich begriffen, das war mir zu unübersichtlich. Bis zum Sommer muss sich das noch ändern!)
conse: das mit dem Akkusativ wusste ich damals noch nicht. Die ersten Seiten vom Stowasser habe ich vor kurzem das erste mal gelesen.
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Beitragvon Eteokles76 » Fr 23. Mär 2007, 21:18

Gratias conse mio,

das klingt auch logisch, denn der Akkusativ kommt am häufigsten in einem Satz vor und die meistfrequentierte Form setzt sich durch.

:-)

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Beitragvon Iulus » Fr 23. Mär 2007, 21:18

@Consus:
[Das m wurde eher nasaliert gesprochen und nicht wie mmmmmm!]


Das ist mir bekannt,jedoch weiß ich nicht genau,wie sich das dann anhören soll... :sad:
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Beitragvon consus » Fr 23. Mär 2007, 21:27

Das wüsste ich auch gerne ganz genau, Iulus! Fragen wir doch die Romanisten in unserer Runde! :grins:
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Beitragvon Eteokles76 » Fr 23. Mär 2007, 21:29

m und n wurden ja auch im mhd häufig mit einem Nasalkürzungsstrich abgekürzt: mâ = Man(n).
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Beitragvon Eteokles76 » Fr 23. Mär 2007, 21:33

naja ein "m" kann man ja nur nasal sprechen, schließlich hat man den Mund dabei zu :lol:
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Beitragvon consus » Fr 23. Mär 2007, 21:36

...also:

lat. amorem am Ende so wie frz. rien? :-o Das muten wir aber weder Schülern noch Studierenden zu! (Und schon schweifen wir wieder vom Thema ab!)
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Beitragvon Iulus » Fr 23. Mär 2007, 21:42

Ich bin zwar kein Romanist,aber das wage ich zu bezweifeln...Immerhin hätte die Endung dann ebenso gut ein n sein können...
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Beitragvon Iulus » Fr 23. Mär 2007, 21:49

Doch lassen wir uns von jemandem belehren,der es wissen muss: Einem Römer! Velius Longus 7,68 Keil:

"Nam et (sc. etiam) nonnumquam plenius per n quam per m enuntiatur, ut cum dico etiam nunc, quamvis per m scribam, nescio quo modo tamen exprimere non possum."

@Consus: Deine These scheint also durchaus zuzutreffen...
Zuletzt geändert von Iulus am Fr 23. Mär 2007, 22:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Eteokles76 » Fr 23. Mär 2007, 21:52

Ne mal im Ernst, wie das zu Zeiten Caesars gesprochen wurde ist ja heute nicht mehr 100%ig nachvollziehbar. Ich persönlich halte es aber für ziemlich unwahrscheinlich, dass in der Klassischen Periode nasaliert wurde, schließlich taucht das Phänomen erst im Französischen und Portugiesischen auf, die beide eindeutig weiter entfernt sind vom Lateinischen als das Italienische oder Spanische. Ich vermute eher, dass die Nasalierung in o.g. Sprachen auf die Substrate zurückgeht und man zu Caesars Zeiten noch alles so gesprochen hat wie es da steht. Und wie gesagt, m und n SIND Nasale, man kann sie ja nicht anders aussprechen weil die Luft dabei durch die Nase entweicht. Die Frage ist also, ob man die Vokale vor "m" und "n" nasaliert hat und "m" und "n" dann quasi verschluckt wurden wie in "rien" oder "plein" oder "cousin".
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