Bei mir ist normalerweise der erste Monat "Probezeit". Vieles kann man nicht auf den ersten Blick erkennen / entscheiden. Bei mir bekommen die Schüler normalerweise auch kleine Hausaufgaben, oft muss man einen Plan ausarbeiten, wie sie ihre Vokabeln lernen, usw.
Das funktioniert nicht von heute auf morgen, aber viele Schüler, die sich zuerst stur stellen (und 90% der Nachhilfeschüler kommen ja erst mal "auf Anordnung von oben"), merken dann doch noch, dass es ihnen was bringt und durchaus Spaß macht, dass sie voran kommen, endlich durchblicken, dass sie bei mir alle Fragen stellen können, und dass auch "schlimme" Fächer wie Latein oder Mathe richtig okay sein können.
Aber es gibt bestimmte Erwartungen, die ich an die Schüler habe, nach dem Motto: warum soll ich mir Mühe geben, wenn ihr euch keine Mühe gebt? Dazu gehört z.B., dass Schüler pünktlich sind (wenn sie zu mir nach Hause kommen), dass sie rechtzeitig absagen, wenn sie mal nicht können, dass sie ihre Vokabeln lernen, dass sie mir rechtzeitig sagen, wenn Klassenarbeiten anstehen, dass sie ihr Arbeitsmaterial zur Hand haben, dass sie meine Arbeitsblätter nicht vertrödeln, dass sie aufmerksam sind und mitdenken, und nicht zuletzt einfach ein freundliches Benehmen, denn ich bin nicht der Mülleimer für irgendwelche Aggressionen gegen Lehrer und Schule. Natürlich hat jeder mal schlechte Tage und ich höre mir auch gern mal Ärger und Sorgen an und versuche einen guten Rat zu geben - und deshalb entscheide ich mich auch nicht gleich beim ersten Termin gegen einen Schüler, auch wenn ich ein skeptisches Gefühl habe. Einen Monat gebe ich uns immer, und spätestens dann gibt es noch mal ein klärendes Gespräch mit den Eltern.
Ein Problem war, dass ich mir eine Zeit lang kaum leisten konnte, Schüler abzulehnen, aber mittlerweile sieht meine finanzielle Situation entspannter aus und ich bekomme durch Mundpropaganda regelmäßig neue Schüleranfragen, so dass ich mir ganz gut aussuchen kann, mit wem ich arbeiten möchte
(im übrigen bin ich weiblich )