Frage zu einem Satz

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Frage zu einem Satz

Beitragvon z0009 » Do 8. Mär 2007, 15:53

Sehr geehrter Leser,

bezüglich des folgenden Satzes habe ich an Sie eine kurze Frage:


"tua te manus" inquit "amorque perdidit infelix!"

Meine Übersetzung: "Deine Hand und Deine Liebe haben dich unglücklich zugrunde gerichtet."

Muss man an dieser Stelle "infelix" -wie in meiner Übersetzung- als Adverb auffassen oder als Adjektiv?

Ist es weiterhin richtig, dass hier mit "amor" und "infelix" eine Antithese vorliegt, da sich die beiden Begriffe widersprechen, da "unglücklich" ja nicht zum Wort "Liebe" passt?

Vielen Dank für Ihre Antworten!
z0009
 

Beitragvon consus » Do 8. Mär 2007, 16:12

Servus, amice!

Ov. met. 4, 148f.
Thisbes Worte an Pyramus: „Tua te manus... amorque / perdidit, infelix!“
= „Deine Hand hat dich zu Grunde gerichtet und die Liebe, du Unglücklicher!“ („infelix“ also Vokativ).
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Beitragvon z0009 » Do 8. Mär 2007, 16:20

consus hat geschrieben:Servus, amice!

Ov. met. 4, 148f.
Thisbes Worte an Pyramus: „Tua te manus... amorque / perdidit, infelix!“
= „Deine Hand hat dich zu Grunde gerichtet und die Liebe, du Unglücklicher!“ („infelix“ also Vokativ).


Müsste dann da nicht "infelice" stehen?

Ist es rein grammatikalisch auch richtig, "infelix" als Adverb aufzufassen?
z0009
 

Beitragvon consus » Do 8. Mär 2007, 16:24

ad 1) Nein, Vokativ (mit Ausnahme der Wörter auf -us der o-Deklination) = Nominativ.

ad 2) Adverb von infelix heißt infeliciter.

Feliciter!
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Beitragvon romane » Do 8. Mär 2007, 16:25

du zitierts doch:

INFELIX = Unglücklicher = Vokativ = er wird angeredet.

feliciter wäre das Adverb dazu
Die Freiheit ist ein seltsames Wesen - wenn man es gefangen hat, ist es verschwunden

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Beitragvon romane » Do 8. Mär 2007, 16:25

2 sec. :sad:
Die Freiheit ist ein seltsames Wesen - wenn man es gefangen hat, ist es verschwunden

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Beitragvon z0009 » Do 8. Mär 2007, 16:27

consus hat geschrieben:ad 1) Nein, Vokativ (mit Ausnahme der Wörter auf -us der o-Deklination) = Nominativ.

ad 2) Adverb von infelix heißt infeliciter.

Feliciter!


1.) Ist mir auch gerade eingefallen...:-)

2.) Mist! im Stowasser steht: in-felix, icis adv. iter

Das "iter" hatte ich in der Klausur heute übersehen...
Naja, dass sollte ja nicht so stark ins Gewicht fallen; vielleicht ein halber Fehler.

Vielen Dank!
z0009
 

Beitragvon consus » Do 8. Mär 2007, 16:35

ad zOOO9: Stand vor dem infelix im Text etwa kein Komma? Wie dem auch sei, als wirklich sinnentstellenden Fehler sehe ich es gemäß meinen Korrekturgewohnheiten nicht an. :)

ad romane: Denken wir doch an Moltkes Wort: Getrennt marschieren - vereint schlagen. :lol:
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Beitragvon z0009 » Do 8. Mär 2007, 16:38

consus hat geschrieben:ad zOOO9: Stand vor dem infelix im Text etwa kein Komma? Wie dem auch sei, als wirklich sinnentstellenden Fehler sehe ich es gemäß meinen Korrekturgewohnheiten nicht an. :)

ad romane: Denken wir doch an Moltkes Wort: Getrennt marschieren - vereint schlagen. :lol:



Da stand definitiv kein Komma! Das ist mir eben aufgefallen, als ich mir den Text der Klausur ein zweites Mal im Buch angeschaut habe.
Also: Klausur --> kein Komma
Text des Buches --> Komma
z0009
 

Beitragvon consus » Do 8. Mär 2007, 16:41

Ohne Komma, amice, könnte man infelix zu amor ziehen:

Deine Hand hat dich zu Grunde gerichtet und die unglückliche Liebe.

:)
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Beitragvon z0009 » Do 8. Mär 2007, 16:43

consus hat geschrieben:Ohne Komma, amice, könnte man infelix zu amor ziehen:

Deine Hand hat dich zu Grunde gerichtet und die unglückliche Liebe.

:)


Auch nett...
Aber das entspricht ja leider nicht meiner Version ;-)

Davon ausgehend kann man hier auch keine Antithese in "amor" und "infelix" finden, oder?
z0009
 

Beitragvon consus » Do 8. Mär 2007, 16:52

Ob es ein Widerspruch im Beiwort, eine sog. contradictio in adjecto bzw. Oxymoron, ist, darüber lässt sich streiten; denn es gibt doch so etwas wie eine "unglückliche Liebe"... Bei der Beurteilung der Interpretationsaufgabe würde ich die Argumentation als das Entscheidende ansehen. Feliciter!!
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Beitragvon z0009 » Do 8. Mär 2007, 16:56

consus hat geschrieben:Ob es ein Widerspruch im Beiwort, eine sog. contradictio in adjecto bzw. Oxymoron, ist, darüber lässt sich streiten; denn es gibt doch so etwas wie eine "unglückliche Liebe"... Bei der Beurteilung der Interpretationsaufgabe würde ich die Argumentation als das Entscheidende ansehen. Feliciter!!


Vielleicht habe ich ja ein bisschen Glück und er akzeptiert es.
z0009
 

Beitragvon consus » Do 8. Mär 2007, 17:21

Da kann ich nur hoffen, dass die Korrektur streng sachlich, aber auch wohlwollend erfolgt. :thumbup:
Übrigens finde ich in allen Ovidausgaben, die ich habe, vor dem infelix ein Komma und hinter ihm bei einigen sogar ein Ausrufezeichen. Beim Entwurf von Klausuraufgaben, bes. in der Schule, muss auch die Zeichensetzung sorgfältig vorgenommen werden.
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Beitragvon Adrianus » Sa 17. Mär 2007, 21:14

consus hat geschrieben:Da kann ich nur hoffen, dass die Korrektur streng sachlich, aber auch wohlwollend erfolgt. :thumbup:
Übrigens finde ich in allen Ovidausgaben, die ich habe, vor dem infelix ein Komma und hinter ihm bei einigen sogar ein Ausrufezeichen. Beim Entwurf von Klausuraufgaben, bes. in der Schule, muss auch die Zeichensetzung sorgfältig vorgenommen werden.


Die Korrektur war streng sachlich und wohlwollend.
Netterweise hat er es mir nicht als Fehler angestrichen.

Ergebnis: 14 Punkte :-)
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