Tätowierung die 2. -.-

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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon Zythophilus » Do 27. Mär 2014, 18:21

ille ego qui hat geschrieben: fakt ist jedenfalls, dass man einen text mit viel -bilis gleich als "unklassisch" erkennt.

Du zählst ohnedies nicht zu den klassischen Autoren.
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon romane » Do 27. Mär 2014, 18:32

zu Cicero - in Tusc. / de nat. / cat4 (in anderen Werken offensichtlich nicht) kommen vor:
accusabilis
admirabilis
aequabilis
commemorabilis
cubilis
detestabilis
flebilis
ignobilis
incredibilis
inexplebilis
inmutabilis
innumerabilis
insatiabilis
insaturabilis
intolerabilis
laetabilis
laudabilis
lausibilis
mirabilis
mobilis
nobilis
opinabilis
probabilis
spirabilis
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon marcus03 » Do 27. Mär 2014, 20:31

ille ego qui hat geschrieben:fakt ist jedenfalls, dass man einen text mit viel -bilis gleich als "unklassisch" erkennt.


Wobei die Wahrscheinlichkeit, gleich mehrere solcher Adjektive in einem zusammenhängenden Text anzutreffen, wohl eher gering sein dürfte. Daher wohl ein nur sehr sporadisch geeignetes Einordnungskriterium. ;-)
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon Tiberis » Do 27. Mär 2014, 22:25

zwischenbilanz:
1) der stilübungsdozent hat unrecht
2) possibilis/ impossibilis kommen im klassischen latein nicht vor
3) Apuleius schreibt zweifellos gutes, aber nicht klassisches latein

RM hat geschrieben:Tiberis, bei Dir war vorher das "non" an der falschen Stelle :prof2:

achso ?
dann schau bitte nach z.b. bei Cicero de nat. 3,92. :wink:
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon Prudentius » Fr 28. Mär 2014, 10:40

"possibilis/ impossibilis kommen im klassischen latein nicht vor


Sie sind uns vom E. her ganz geläufig. Für uns Lateiner ist dabei interessant, dass das ganz geschichtsträchtige Wörter sind, sie gehen zurück auf die ma. Hochscholastik, sie gehören zum Begriffsarsenal des "Aristoteles Latinus", bei A. bildet das Paar "energeia/dynamis" eine wichtige Rolle, lat. die "Akt/Potenz-Lehre", das possibile gibt das gr. dynaton wieder. Der Wortgebrauch ist ein Reflex des geistigen Erwachens in der Spätphase des MA., Aristoteles wurde das maßgebliche Muster, der Platonismus wurde verdrängt, die Pariser Universität, die Sorbonne, war führend. In diesem Klima wurde auch die Theologie verwissenschaftlicht und aristotelisiert: die "Summa theologiae" des Thomas v. A., es war die "Morgenröte der nztl. Wissenschaft".
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon romane » Fr 28. Mär 2014, 10:49

ille ego qui hat geschrieben:fakt ist jedenfalls, dass man einen text mit viel -bilis gleich als "unklassisch" erkennt.


Cic. de nat II
54... non est enim aetheris ea natura, ut vi sua stellas conplexa contorqueat, nam tenuis ac perlucens et aequabili calore suffusus aether non satis aptus ad stellas continendas videtur; [55] habent igitur suam sphaeram stellae inerrantes ab aetheria coniunctione secretam et liberam. earum autem perennes cursus atque perpetui cum admirabili incredibilique constantia declarant in his vim et mentem esse divinam, ut haec ipsa qui non sentiat deorum vim habere is nihil omnino sensurus esse videatur.
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon RM » Fr 28. Mär 2014, 19:14

Tiberis hat geschrieben:zwischenbilanz:
1) der stilübungsdozent hat unrecht
2) possibilis/ impossibilis kommen im klassischen latein nicht vor
3) Apuleius schreibt zweifellos gutes, aber nicht klassisches latein

RM hat geschrieben:Tiberis, bei Dir war vorher das "non" an der falschen Stelle :prof2:

achso ?
dann schau bitte nach z.b. bei Cicero de nat. 3,92. :wink:


1) o.k.
2) auch o.k. - wer hat gesagt, dass auch das Vokabular klassisch sein muss?
3) Apuleius konnte sicher besser Latein als wir.

In Cic. de nat. 3, 92 habe ich den Satz, den wir suchen, so nicht gefunden, oder meinst Du "vos enim ipsi dicere soletis nihil esse quod deus efficere non possit" sei dasselbe?
Der Satz "nihil enim est quod non fieri possit" steht jedenfalls in Cic., Clu. 70

8) RM

P.S.: Bei Cicero gibt es ca. 600 Stellen mit einem -bilis-Adjektiv (gesucht mit LECTOR 2007). Stellen mit mehreren findet man auch, z.B.: Cic, Mil, 76: Quamquam haec quidem iam tolerabilia videbantur, etsi aequabiliter in rem publicam ...; Cic, Rep, 1, 44: regi, ut eum potissimum nominem, tolerabili aut, si voltis, etiam amabili, Cyro, subest ad inmutandi ...
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon Tiberis » Fr 28. Mär 2014, 19:43

RM hat geschrieben:oder meinst Du "vos enim ipsi dicere soletis nihil esse quod deus efficere non possit" sei dasselbe?


dasselbe vielleicht nicht, aber bezüglich der möglichen stellung des "non" ohne weiteres vergleichbar.
wenn ich dich recht verstanden habe, meintest du ja, dass nach nihil est , quod das non unmittelbar zu folgen habe. dies wird durch die zitierte stelle widerlegt.
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon RM » Fr 28. Mär 2014, 21:23

Widerlegt wird das nicht, denn es hat sicher einen Grund, warum Cicero es in der Stelle, die unserer genau entspricht, anders herum schreibt. Das "non" steht übrigens i. d. R. nicht hinter, sondern vor dem Begriff, der verneint wird. Es gibt also schon einen gewissen Unterschied zwischen "non fieri possit" und "fieri non possit".

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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon Medicus domesticus » Fr 28. Mär 2014, 21:32

Zur Verneinung im Lateinischen schreibt BS im § 149 einiges, insbesondere in Punkt 4.
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon Medicus domesticus » Fr 28. Mär 2014, 21:41

Was possibilis/impossibilis betrifft, kann ich die Altphilologen verstehen, aber ich wehre mich immer gegen den negativen Zug gegenüber allen "Nachklassischen". Apuleius/Quintilian waren näher am Lateinischen als alle hier Anwesenden (da gebe ich RM zu 100% recht). Interessant wäre, wenn von Cicero mal doch Schriften auftauchen würden, z.B. der verschollene Hortensius, De Gloria, Reste der Rumpfschrift De Re Publica usw....und siehe da man würde doch ein possibilis/impossibilis finden... :lol:
Ich schlage vor, dass bei Tätowierungen in Klammern gesetzt wird, ob es den klassischen Kriterien entspricht oder nicht. Vielleicht als Kürzel kl. und nachkl..
:ironie:
Zuletzt geändert von Medicus domesticus am Fr 28. Mär 2014, 22:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon RM » Fr 28. Mär 2014, 22:09

Tja, da müssen wir in Pompei und Herculaneum wohl noch ein bisschen graben, um zu sehen, ob es da was von Cicero gibt ...
Zu "non" haben, glaube ich, eine Menge Leute jede Menge geschrieben ... Trotzdem sollten wir bei Cicero noch einmal genauer nachsehen:
Cicero verwendet das Wort "non" an 18507 Stellen, davon 785 mal in der Verbindung "non pot*" (außer "non potius" und "non poten"), ca. 99 mal in der Verbindung "non * pot*". Es kommt bei Cicero also vergleichsweise selten vor, dass "non" nicht direkt vor Formen von "posse" steht.
Ihr könnt euch ja schon einmal Gedanken machen, was genau Cicero uns da sagen wollte. :wink:

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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon SursumDeorsum » Fr 28. Mär 2014, 22:21

Auch der Fuhrknecht in Ostia war näher am Lateinischen dran als wir alle zusammen, aber der hat nicht über seinen sermo patrius reflektiert. :wink:
Pangere non potuit nisi potus scurra Cratinus;
sunt mihi fata eadem: Pierides madeant!


Mox Melitam multo mala murmure maltha migrabit.

Iuppiter est, quodcumque vides, quodcumque moveris.
Sortilegis egeant dubii semperque futuris
Casibus ancipites: me non oracula certum,
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon Medicus domesticus » Fr 28. Mär 2014, 22:28

SursumDeorsum hat geschrieben:Auch der Fuhrknecht in Ostia war näher am Lateinischen dran als wir alle zusammen, aber der hat nicht über seinen sermo patrius reflektiert. :wink:

Nur...Apuleius uns Quintilian waren keine Fuhrknechte. Die Sprache des Volkes war sowieso eine andere als in der Oberschicht. Das sehen wir ja auch bei Petronius. Die Crux im Lateinischen heutzutage ist immer, dass wir über eine Sprache, manchmal und manche sehr gescheit, reden und reflektieren, die keiner von uns als Muttersprache kennt oder spricht.
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Re: Tätowierung die 2. -.-

Beitragvon RM » Fr 28. Mär 2014, 22:58

SursumDeorsum hat geschrieben:Auch der Fuhrknecht in Ostia ...

Aber dafür hat er vielleicht einmal mit Cicero persönlich gesprochen, als er eine Fuhre Steine zum Bau der Stadtmauer beförderte. :wink:

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