Bei dieser fürchterlichen Aussprache hätte Horaz wohl die größte Mühe, seinen eigenen Text wiederzuerkennen. Ich möchte wirklich wenigstens einmal einen deutschen Philologen erleben, bei dem man nicht schon beim ersten lateinischen Wort weiß, aus welchem Land er kommt. Diese extreme Aspirierung insbesondere der Dentale tut geradezu in den Ohren weh. jakthanthibus - horribile auditu!
Und gelesen hat er die Hexameter sowieso wie einen Prosatext. Von Versrhythmus nicht die geringste Spur.
Aber gut, ich will jetzt nicht wieder eine Diskussion um Vers- und Wortakzent beginnen.
Gehen wir zum Inhaltlichen: Radicke bezeichnet die Satire als "Moralpredigt", was einigermaßen seltsam ist und das Wesen dieser Literaturform nicht trifft. Er verliert kein Wort über die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs "Satire", obwohl gerade das zum Verständnis dieser Form hätte beitragen können.
Überhaupt frage ich mich, an wen sich diese sogenannte online-Vorlesung richtet. Doch nicht etwa an Studenten der klassischen Philologie, von denen man erwarten würde, dass sie z.B. von konjunktivischen Relativsätzen , die Radicke hier langatmig zu erklären versucht, bereits Kenntnis haben ?
Gemessen an dem Anspruch, den ich an eine Vorlesung stelle, war das Gebotene eher schlichte Kost. Dazu kommt noch die stockende, teilweise fahrige Redeweise des Vortragenden, die mitunter den Eindruck mangelnder Vorbereitung erweckt.