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Mag sein, aber der vir vere Romanus ist auch nicht Adressat neulateinischer Kommunikation ...
Weiters erscheint mir die ursprüngliche Bedeutung des englischen Begriffs ...
Übrigens: Wörter wie "intercessor" , die sich aus Verben herleiten (intercedere) ,hier zum Vergleich heranzuziehen, halte ich nicht für zulässig.
ille ego qui hat geschrieben: Gäbe es die Römer heute noch, parallel zu "uns", würde es wohl sehr vom Zufall abhängen, wie das "Internet" benannt würde. Irgendeiner, dem ein Wort einfällt, hätte wohl das Glück, das sich dieses durchsetzt (hinterfragt allenfalls von ein paar tendenziell wohl eher machtlosen Philologen, Puristen oder Sprachkritikern) - ob er er nun einfach das englische Wort mit einer lateinischen Endung versehen, eine eigene Metapher kreiert, das Wort "Internet" einfach in welcher Weise auch immer imitiert hat ....
Da ich davon ausgehe, dass der zur Diskussion stehende Begriff, so wie auch andere vergleichbare Neuschöpfungen, nicht von Linguisten nach eingehenden sprachwissenschaftlichen Überlegungen gleichsam erschaffen wurde, erscheint mir auch die Frage müßig, was damit ursprünglich intendiert gewesen sei.
Wesentlich maßgeblicher ist, jedenfalls meiner Ansicht nach, wie jenes Wort heute von der Allgemeinheit verstanden wird. Nur unter dieser Voraussetzung wird sich eine adäquate lateinische Ausdrucksform , die dann auch allgemein verständlich ist, finden lassen.
Im Fall "Internet" kommt nun die Konnektivität bereits durch den begriff "net" zur Geltung, sodass das Präfix wohl nur noch auf die Internationalität oder besser Globalität dieser Einrichtung Bezug nehmen kann.
was die von Verben abgeleiteten Substantiva mit Präfix "inter" betrifft: diese sind natürlich mit Wörtern wie Interlunium, intervallum usw., wo es sich um originäre Substantiva handelt, nicht vergleichbar.
Während bei diesen das Präfix stets eine Mitte bzw. einen Zwischenraum bezeichnet (intervallum > der Raum zwischen den Schanzpfählen, intertignium > Raum zw. zwei Balken etc), liegt bei jenen die Sache nicht so einfach. Der intercessor ist, wie du ja richtig sagst, der "Dazwischentreter", aber ist deshalb der interfector ein "Dazwischenmacher" ? Bei Wörtern dieser Art bedeutet "inter" schon einmal zweierlei: a) in die Mitte hinein (intercessor) oder b) aus der Mitte heraus (interemptor), manchmal auch bloß dasVerharren in einer mittleren Position (interstitio).
γ) unter, nieder, zugrunde, wie interire, interficere.
cometes hat geschrieben:Vielleicht lässt sich das mit inter als Zielortangabe i.w.S. eines Auflösungsprozesses verstehen - wer untergeht, mischt sich unter etwas und geht in dieser Vermischung auf, so wie ein Toter sich in der Erde oder im Feuer auflöst. Ein inter-fect-or wäre folglich ein Drunter-mach-er, jemand der diesen Prozess also aktiv herbeiführt.
Sollte es bei interficere genau umgekehrt sein?
Tiberis hat geschrieben:letzteres wäre doch möglich, oder ?
cometes hat geschrieben:Nimmt man an, dass ein bewirkendes Tun im Allgemeinen auf ein Ergebnis hinstrebt, würde die vom Präfix inter- geleistete Lokalisation direktional modifiziert zur Zielrichtung „in die Mitte hinein“, womit wir bei „darunter-mach-en“ angekommen wären.
cometes hat geschrieben: ... Wie im Deutschen ist es im Lateinischen semantisch eher schwach spezifiziert und sagt nur, dass etwas getan wird, aber nicht, worin diese Tätigkeit besteht.
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