Quantitäten von Arrabona

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Quantitäten von Arrabona

Beitragvon Zythophilus » Fr 7. Feb 2014, 19:09

SALVETE
Gibt es Hinweise auf die Quantitäten des röm. municipiums Arrabona (dt. Raab, ung. Györ)? In Meyers Konversationslexikon 1905 findet sich Arrabōna, aber wie ist es um die zweite Silbe bestellt?
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Re: Quantitäten von Arrabona

Beitragvon Zythophilus » Sa 8. Feb 2014, 10:27

Wenn ein Zusammenhang mit arrabo besteht, muss es wohl Arrăbōna sein.
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Re: Quantitäten von Arrabona

Beitragvon Laptop » Sa 8. Feb 2014, 12:16

Salve Zythophile, könnte nicht der dt. Name Raab mit Doppel-A auch ein Hinweis darauf sein, daß das a lang war? Auch bei Kirsch findet sich ein Macron darüber: http://www.uni-mannheim.de/mateo/camena ... s0129.html Vielleicht kannst du auch einen Hinweis bei LSJ finden: http://lsj.translatum.gr/wiki/%E1%BC%80 ... F%8E%CE%BD Übrigens, Hofmann gibt lat. “arrabo” als Name sowohl für die Stadt Raab=GyÅ‘r als auch den Fluß Raab an.
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Re: Quantitäten von Arrabona

Beitragvon Tiberis » So 9. Feb 2014, 02:26

der zusammenhang mit dem flussnamen Arrabo (und den gleichnamigen siedlungsnamen*) ist evident.
da man hier davon ausgehen kann, dass das -o lang ist, ist es natürlich naheliegend, in Arrabona eine lange paenultima anzunehmen. sicher ist das aber nicht.
schon gar nicht kann man aus der heutigen schreibweise (Raab) auf eine allfällige länge der antepaenultima schließen, da sich gerade bei ortsnamen die quantitäten im lauf der zeit immer wieder verändert haben.
ich glaube jedenfalls nicht, dass es im falle Arrabo bzw. Arrabona möglich ist, zu einem gesicherten ergebnis, was die quantitäten betrifft, zu kommen. :(
bei ortsnamen ist immer skepsis angebracht. selbst im falle Vindobona bin ich mir nicht so sicher, ob die vorletzte silbe wirklich kurz ist, wie allgemein behauptet wird. mit dem adj, bonus,a,um hat der name ja wohl nichts zu tun. bei Ptolemäus heißt der ort Ουιλοβωνα, auch bezeichnungen wie Vindomona, Vindomena u.a. sind überliefert, die alle auf eine betonung (und somit länge) der paenultima hindeuten.
:?

* es gibt - laut tabula Peutingeriana - offenbar zwei siedlungen gleichen namens (Arrabo), beide an der Raab gelegen. die eine entspricht dem heutigen Györ, die andere ist im raum Körmend zu suchen.
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Re: Quantitäten von Arrabona

Beitragvon Laptop » So 9. Feb 2014, 11:43

schon gar nicht kann man aus der heutigen schreibweise (Raab) auf eine allfällige länge der antepaenultima schließen, da sich gerade bei ortsnamen die quantitäten im lauf der zeit immer wieder verändert haben.

Deshalb habe ich auch von einem Hinweis, nicht Beweis, gesprochen. Ich glaube erst mal gar nichts. Ignorieren sollte man keinen schwachen Hinweis, genausowenig wie man eilig feste Schlüsse ziehen sollte.

Übrigens, wo du die Endung -bona erwähnst, ist der Name Bonn, auch ein Hinweis auf kurzes -bŏna, ebenso wie Lillebonne. Hier auch ein paar Angaben zu der Wurzel: http://en.wiktionary.org/wiki/Appendix: ... ts/b%CA%B0 Ich sehe aber nicht, daß â€œArrabona” etwas mit dieser Endung zu tun hat?
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Re: Quantitäten von Arrabona

Beitragvon Zythophilus » So 9. Feb 2014, 16:41

Wenn aus einem langen Namen wie Arrabona letztlich nur eine Silbe, noch dazu die betonte überbleibt, dann sagt das nicht unbedingt etwas über die ursprünglichen Quantität dieser Silbe aus. Mit dem Quantitätenkollaps und dem Verschwinden der Römer bzw. der lat. Sprache aus dieser Region kann sich da durchaus etwas geändert haben. Aus einer anderen Region fällt mir ein schönes Beispiel ein: Aus Tergeste wurde im Italienischen "Trieste". Die Slowenen berauben es aber aller Vokale und machen "Trst" draus.
Für Arrăbōna scheint mir die trochäische Lautung am plausibelsten. Daher nahm ich sie auch für die hendecasyllabi in den "Nugae".
Danke für eure Beiträge.
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Re: Quantitäten von Arrabona

Beitragvon Zythophilus » Mo 4. Aug 2014, 13:33

Das die Quantitäten von Vindobona betrifft, so verwendet zumindest Georgius Aloysius Szerdahely in seinem Werk "Silva Parnassi Pannonii" in einem Vers Vindobonam mit zwei kurz gemessenen o. Natürlich ist das Erscheinungsjahr 1788 nicht mehr direkt an der Antike.
http://books.google.at/books?id=o2YCAAA ... ue&f=false
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