Petron. satyrica 44, 18.

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Re: Petron. satyrica 44, 18.

Beitragvon cometes » Di 8. Apr 2014, 10:43

Wie ein begossener Pudel wirkt oder verhält man sich im Deutschen nach einer Schelte, Niederlage oder Enttäuschung - das passt schwerlich zum geschilderten Eintreten des erbetenen Regens.
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Re: Petron. satyrica 44, 18.

Beitragvon Laptop » Di 8. Apr 2014, 15:49

Also ich deute aus der Stelle Undankbarkeit, nämlich daß die Leute sich ärgern, daß soviel Wasser runterkommt. Kann das sein?
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Re: Petron. satyrica 44, 18.

Beitragvon Medicus domesticus » Di 8. Apr 2014, 19:53

Nein. Geh mal ein paar Sätze zurück. Es geht ja darum, dass die ehrbaren Frauen/Damen (stolatae) ehemals den Regen von Jupiter erbaten und weil sie ja noch gläubig waren - entgegen der jetzt nur an Profit denkenden Leute - den erhofften Regen bekamen.
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Re: Petron. satyrica 44, 18.

Beitragvon RM » Di 8. Apr 2014, 20:27

Wenn die römischen Matronen in Pelzmänteln um Regen gebeten hätten, hätte ich das mit den Mäusen ja besser verstanden. Sicher haben sie ja auch gar nicht damit gerechnet, dass Jupiter so schnell reagiert und ihnen das Wasser gleich kübelweise überschüttet. Die Götter werden sich köstlich amüsiert haben ... :lol:

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Re: Petron. satyrica 44, 18.

Beitragvon Laptop » Di 8. Apr 2014, 23:47

Medicus domesticus hat geschrieben:Nein. Geh mal ein paar Sätze zurück. Es geht ja darum, dass die ehrbaren Frauen/Damen (stolatae) ehemals den Regen von Jupiter erbaten und weil sie ja noch gläubig waren - entgegen der jetzt nur an Profit denkenden Leute - den erhofften Regen bekamen.

Wie deutest du dann die Stelle mit den Mäusen? Warum werden diese ehrbahren Damen mit nassen Mäusen verglichen? Was soll die Stelle mit den nassen Mäusen ausdrücken?
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Re: Petron. satyrica 44, 18.

Beitragvon Prudentius » Mi 9. Apr 2014, 09:33

Die Götter werden sich köstlich amüsiert haben ... :lol:


Wohl eher das begüterte, kultivierte, verwöhnte Publikum. Ich weiß nicht, ob ihr genug bedenkt, dass wir es hier mit Satire zu tun haben. Die Leute amüsieren sich über diesen primitiven Tölpel, der hier seine Klischeevorstellungen von guter alter Zeit und echter Religion in grotesker Übertreibung ausbreitet. Das ganze ist ja eine Lachnummer.
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Re: Petron. satyrica 44, 18.

Beitragvon cometes » Mi 9. Apr 2014, 11:08

Dass es sich um Satire handelt, ist offensichtlich. Die Frage ist, welcher Mittel sie sich bedient und ob in den diskutierten Fällen eine Art Malapropismus im Lateinischen vorliegt, der zusätzlich Komik aus dem falschen Gebrauch erzeugt, während das Gemeinte noch durchscheint. Falls ja, ist es Aufgabe der Übersetzung, diesen Effekt zu imitieren, aber nur aus Unverständnis der Redewendungen ihn mehr oder minder unfreiwillig sich einzuhandeln, wird dem Text nicht gerecht.
Sollen wir annehmen, dass, wer mit dem Charme des Rustikalen zwar piper non homo gebraucht, das Bild von domi leones, foras vulpes zeichnet, Vergleiche vom Typ nunc oculum bublum vidi maiorem zieht und in nec schemas sed decretum Klartext gegen gedrechselte Phrase stellt, im Finale gleich über zwei schief gebrauchte Phrasen en suite stolpert? Mich überzeugt das nicht ganz.
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Re: Petron. satyrica 44, 18.

Beitragvon Laptop » Di 15. Apr 2014, 19:12

Verstehe, diese Ausdrücke sind einfach nur bekräftigend, intensivierend, ohne positiv oder negativ belegt zu sein, sie sind einfach neutral:
urceatim plovebat — wie aus Eimern goß es
udi tamquam mures — pitschnaß
dii pedes lanatos habent — diesen Ausdruck erwähnt Porphyrio als ähnlich (ähnlich, nicht synonym) zu Horaz’ «Poena pede claudo» (“die Göttin der Strafe ist fußlahm”). Möglicherweise steckt in den wollenen Füßen mehr der Sinn des “unvermutet seins” anstatt der “Langsamkeit”. Auch Georges bevorzugt den Sinn “umvermutet” statt “langsam”: «(kommen wie auf Wollsocken), sprichw. = kommen unvermerkt zur Rache». So ist es m. E. auch sinniger, denn erstens ist man auf Wollsocken besonders leise, nicht besonders langsam. Und zweitens schleichen sich Meuchler oft nachts leise in die Wohnung, sind aber keineswegs langsam.

@cometes Welche Phrasen siehst du als schief an?
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