is [Romulus] igitur, ut natus sit, cum Remo fratre dicitur ab Amulio, rege Albano, ob labefactandi regni timorem ad Tiberim exponi iussus esse; de re publica 2,4
Cari sodales,
bei so schwierigen Fragen kann man verschiedene Ansätze erproben, wir sind ja pluralistisch; lieber Willimox, auf jeden Fall hat deine linguistische Sicht viel für sich, ich sehe es jetzt anders als am Anfang, ich meine den Schlüssel in der "Satzphysik", der Mechanik der Bindekräfte des Satzes, Kasusrektion und Kongruenz, gefunden zu haben; (ich betrachte lieber obiges Beispiel, nicht das verkorkste von Pinkster).
Dieser Satz ist dreifach gestaffelt: dicitur - iussus esse - exponi, das Hauptprädikat steht in der Mitte, die beiden anderen am Ende; alle drei Teilsätze haben dasselbe Subjekt, das am Anfang steht; aber die Hauptsache: der Nominativ als Kongruenzklammer hält den Satz von vorn bis hinten zusammen; das ganze wird dadurch ermöglicht, dass die drei transitiven Verben dicere, iubere, exponere eine Umsetzung ins Passiv und damit eine durchgehende, einheitliche Satzstruktur ermöglichen.
Das Besondere daran erkennt man an der Übersetzung; bei uns geht es so: "Es wird gesagt, dass befohlen wurde, dass Romulus ausgesetzt werden solle". Wir haben hier das Baukastensystem, ein Teilsatz neben dem anderen, eine lose Verknüpfung, der Satz fällt auseinander.
Ich bin überzeugt ... dass deine Kollegen dein breit gefächertes Wissen und Deine "Forschung" sehr schätzen!
auf jeden Fall, lieber Iosci, das hindert uns aber nicht, auf die Linguistik auch einen kritischen Blick zu werfen; ich hab zwar nicht genug gelesen und zu wenig Speicherplatz im Hirn, aber ich würde mal eine etwas pauschale Einschätzung wagen: in der Grammatik gibt es große Logik- und Modernitätsdefizite, aber die Linguistik bietet nicht viel zu ihrer Behebung. Bsp. der Wahrheitsbegriff mit der w/f-Dualität, kommt nicht vor; Pronomen als Variable, oder als Input, Parameter, Eingabefeld; Relationen, Funktionen; "non" gilt als Adverb; Zusammenhang von Konditional-Kausal-Irreal, Quantoren als Indefinita verkleidet.
Andererseits führen die Linguisten viele neue Begriffe ein, am bekanntesten vllt. die "Valenzen", aber als Neuprägung gerät man gleich in die Sackgasse, denn so ein Begriff ist ja mit nichts vernetzt; hätten sie von "Leerstellen" oder mehrstelligen Relationen gesprochen, dann hätte man ein weites Feld vor sich, um den Begrifff einzuordnen. Auch die "Leichtgewichte" sein, können, müssen finde ich hier unterschätzt.
Ich kann jetzt nur auf den gnädigen Leser hoffen
und grüße euch herzlich,
euer P.
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