Θνάτοισι μὴ φυναι φέριστον.
Thnatoisi mē phynai pheriston.
„Für die Sterblichen ist nicht geboren zu werden das Beste.“
Ausdruck des griechischen Pessimismus, über den Norbert Wokart in seinem Buch Die Sandalen des Empedokles schreibt:
„Dieses Spruches wegen, der wie ein Leitmotiv die gesamte Literatur und Philosophie der griechischen Antike durchzieht hat man den Griechen Pessimismus unterstellt. Sie litten gewiss am Leben, und die Vergänglichkeit des Menschen, seine Hinfälligkeit und Verletzlichkeit warfen ihnen so düstere Schatten, dass das Leben ihnen manchmal nichtig schien. Diese Erfahrung der Leiblichkeit musste umso schwerer wiegen, als sie durch keine Hoffnung auf Erlösung gemildert wurde; denn der griechische Glaube versprach den Menschen weder hier im Leben noch dort im Tod irgendeinen Trost.“ [15]
Es handelt sich dabei um
eine Feststellung des Chorlyrikers Bakchylides, der die Daseinsverachtung des Theognis von Megara aufgreift:
Von allem (ist) nicht geboren zu werden für die Erdbewohner am besten
und nicht zu erblicken die Strahlen der hellen Sonne,
Geboren aber möglichst schnell die Pforten des Hades zu erreichen
und (im Grab) zu liegen, (nachdem man) viel Erde auf sich gehäuft (hat). [16]
Der
Geschichtenschreiber Herodot erzählt dazu die kleinen Geschichte von dem Brüderpaar Kleobis und Biton, den Söhnen einer Herapriesterin, die – weil die Stiere gerade auf der Weide waren – selbst den schweren Kultwagen der Mutter zum Tempel gezogen. Stolz auf ihre Söhne, bat die Priesterin die Göttin Hera, den jungen Männern das zu gewähren, was für die Menschen das Beste sei. Die beiden legten sich im Tempel schlafen und erwachten nicht wieder. Dazu heißt es:
„Es zeigte an diesen der Gott, daß es besser sei für einen Menschen, tot zu sein, statt zu leben.“ [17]
Der Philosoph Friedrich Nietzsche erzählt die alte Sage, dass König Midas lange Zeit im Wald nach dem weisen Silen gejagt habe. Als er ihn endlich gefangen hatte, fragt Midas, was für den Menschen das Allerbeste sei:
„Starr und unbeweglich schweigt der Dämon; bis er, durch den König gezwungen, endlich unter gellem Lachen in diese Worte ausbricht: ‚Elendes Eintagsgeschlecht, des Zufalls Kinder und der Mühsal, was zwingst du mich dir zu sagen, was nicht zu hören für dich das Ersprießlichste ist? Das Allerbeste ist für dich gänzlich unerreichbar: nicht geboren zu sein, nicht zu sein, nichts zu sein. Das Zweitbeste aber ist für dich - bald zu sterben.‘“ [18]
Siehe auch: Ζωῆς πονηρᾶς θάνατος αἱρετώτερος. („Einem schlechten Leben ist der Tod vorzuziehen.“)
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