Stilmittel

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Re: Stilmittel

Beitragvon Prudentius » Fr 14. Mär 2014, 17:20

Äquivokation kann man es nennen, spezieller Homographie.
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Re: Stilmittel

Beitragvon Oedipus » Fr 14. Mär 2014, 20:47

Unser deutsches Teekesselchen würde ich schlicht Homonym nennen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Homonym

In deinem Beispiel aber ein Heterophon (comes mit langem und kurzem e)

Paronomasie bedeutet dagegen, dass sich zwei Wörter im Klang ähneln (Wer rastet, der rostet usw.).
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Re: Stilmittel

Beitragvon Zythophilus » Sa 15. Mär 2014, 00:01

Wär es nicht auch eine Paronomasie, zwei Homonyme mit unterschiedlicher Bedeutung zu verwenden? Wenn im konkreten Fall comes in der Bedeutung "Begleiter" sich gewissermaßen von selbst ergibt, ohne dazustehen, so denkt sich der Leser die Paranomasie dazu.
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Re: Stilmittel

Beitragvon consus » Sa 15. Mär 2014, 13:48

Salve, Longipes!
Habe mal ganz schnell einen Blick in Heinrich Lausbergs Elemente der lit. Rhetorik (4. Aufl. München 1971) geworfen. Das "äquivoke Verhältnis" erläutert er in den §§ 145-152. Darin der bemerkenswerte Satz (§ 146):
Die Paronomasie ... ist eine partielle Äquivozität.

Alles Gute für die "unterrichtspraktische Prüfung"!
:)
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Re: Stilmittel

Beitragvon Zythophilus » So 16. Mär 2014, 11:23

Wenn die Übersetzung geglückt ist und der Inhalt des Gedichtes samt Pointe verstanden, wird nicht mehr viel Zeit sein, auf dieses comes und das nicht da stehende Homonym einzugehen.
Ich würde es nur auf direkte Nachfrage thematisieren, ansonsten ist zu befürchten, dass es Verwirrung stiftet, wenn man erklärt, dass der Dichter auf ein Wort, das eigentlich nicht, aber doch irgendwie im Gedicht vorkommt, anspielt.
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Re: Stilmittel

Beitragvon romane » So 16. Mär 2014, 12:54

Ohne Hilfe würde den Schülern ja ein Prädikat (Comes) fehlen. Der Akk. hominem verlangt ja eines:
wenn Zeit sein SOLLTE, dann mal nachschlagen lassen.
Sie finden z.B. im Stowasser COMES, was ja nicht zutreffend sein kann. Lässt man dann aber alle Vokabeln suchen mot COME... könnte ein pfiffiger Schüler darauf kommen ---- aber in einer Prüfung?!
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Re: Stilmittel

Beitragvon Zythophilus » So 16. Mär 2014, 17:20

Ich halte Schüler nicht für dumm, aber im Normalfall dürfte es zu viel verlangt sein, hier herauszufinden, dass comes die 2.P.Sg. von comedo 3 ist. Das Verb steht zwar im Stowasser direkt über diesem Substantiv, aber auch mit dem vorhandenen Hinweis "verkürzte u. arch. Formen s. edo" wird den meisten nicht geholfen sein.
Ohne Angabe der Form comes als 2.P.Sg. von comedo 3, das kann ganz praktisch schon schriftlich beim Text oder mündlich sein, werden Übersetzungen wie "Du begleitest den Menschen." oder "Der Mensch ist ein Begleiter." herauskommen.
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Re: Stilmittel

Beitragvon Zythophilus » So 16. Mär 2014, 17:22

Wenn Zeit und Interesse bzw. Fähigkeiten der Schüler es erlauben, in einem zweiten Schritt auf dieses besondere Phänomen einzugehen, spricht natürlich nichts dagegen. Ich halte natürlich auch nicht für völlig ausgeschlossen, dass ein besonders pfiffiger Schüler ohne genaue Angabe draufkommt.
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Re: Stilmittel

Beitragvon Medicus domesticus » So 16. Mär 2014, 19:36

Du kannst dir das auch als "Zuckerl" für die Schüler aufbewahren und ihnen das kurz klar machen, wenn sie nicht drauf kommen. Meine Lateinlehrer haben das auch manchmal so gemacht.
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