flüstern

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flüstern

Beitragvon sinemetu » Sa 11. Jul 2020, 10:20

Fließen - der Fluss, das gehört für jeden Deutschen zusammen. Flüstern würde dagegen kaum jemand zu dem Stamm stellen. Dabei gehört es dahin. Die Bedeutung ist aber zu entfernt. Während fließen die fast lautlose Bewegung des Wasser bedeutet, hat sich an Flüstern die Lautentwicklung semantisch festgemacht. Wahrscheinlich flüsterte ursprünglich ein Bach, wenn er so zwischen den Steinen und Schnellen und Stufen, talabwärts rinnt. Das ist die ursprüngliche Bedeutung von Flüstern. Das wurde dann übertragen auf das leise Sprechen des Menschen, das Murmeln von Beschwörungen etc. Flüstern ist ein Intensiv.
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Re: flüstern

Beitragvon medicus » Sa 11. Jul 2020, 10:47

Salve sinemetu,
fast eine Woche lang hast du uns hier nichts geflüstert :(
Ich will deiner Wurzelkunde nicht widersprechen, da ist sicher marcus03, noster, bereits auf der Suche. Aber wie kommt es zu der Bedeutung. "Ich werde dir was flüstern!"? In diesem Fall wird doch mit erhobener Stimme gesprochen.
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Re: flüstern

Beitragvon marcus03 » Sa 11. Jul 2020, 10:51

flüstern Vb. ‘sehr leise sprechen’. Mnd. vlisteren (15. Jh.), nd. flüstern, flustern, nl. fluisteren ist eine im Nd.-Nl. verbreitete Bildung onomatopoetischen Ursprungs, die im 18. Jh. festen Fuß im Hd. faßt. Bis ins 19. Jh. hinein steht flistern neben jüngerem flüstern (mit Rundung des i zu ü nach l), das sich allein durchsetzt.


Fluß m. ‘größeres fließendes Gewässer, größerer natürlicher Wasserlauf’, ahd. fluʒ ‘Fluß, Strömung, Flüssigkeit’ (8. Jh.), mhd. vluʒ, asächs. fluti, mnd. vlōt ist schwundstufiges Abstraktum (i-Stamm, daher Plural Flüsse mit Umlaut) zu dem unter ↗fließen (s. d.) behandelten Verb, ursprünglich ‘das Fließen, Strömung’ (in alter Zeit häufig von Blut und anderen Körpersäften). Erst im 16. Jh. wird Fluß (als Synonym neben Strom) zur allgemein üblichen Bezeichnung für ‘fließendes Gewässer’
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Re: flüstern

Beitragvon sinemetu » Sa 11. Jul 2020, 11:19

medicus hat geschrieben:Salve sinemetu,
fast eine Woche lang hast du uns hier nichts geflüstert :(

ich hab ja auch Geschäfte, die erledigt werden sollten ...

Onomatopoesie widerspricht meiner Ableitung überhaupt nicht, sondern bestätigt sie, indem nämlich das Geräusch des an Widerständen rinnenden Wassers onomatopoetisch wiedergegeben wird. Onomatopeosie ist immer dort zu erwarten und zu vermuten, wo in der Natur Laute hervorgerufen werden.

Nun könnte jemand kommen und sagen, dann müßte das herabrinnende Wasser in jeder Sprache dasselbe Verbum oder wenigstens ein ähnliches hervorrufen bzw. verursachen. Dem ist aber offensichtlich nicht so. Das hat mit dem Gehör zu tun. Das Gehör ist auf Sprache geeicht. Jeder Sprecher hört nur das an Lauten und identifiziert auch nur so, was bei ihm akustisch im Hirn präfiguriert ist. Er wird einen Lauteindruck also immer in der für seine Sprache typischen Weise hören und wiedergeben. Deswegen heißt flüstern auf ung. suttogni. Die Zischlaute sind übrigens die am weitesten dringenden. Deswegen werden mit erhöhter Wahrscheinlichkeit das Flüstern wiedergebende Verba mit einem solchen ausgestattet sein.
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Re: flüstern

Beitragvon medicus » Sa 11. Jul 2020, 11:43

marcus03 hat geschrieben: ursprünglich ‘das Fließen, Strömung’ (in alter Zeit häufig von Blut und anderen Körpersäften


Ich habe meine Körpersäfte aber noch niemals flüstern gehört :roll:
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Re: flüstern

Beitragvon marcus03 » Sa 11. Jul 2020, 11:45

medicus hat geschrieben:Aber wie kommt es zu der Bedeutung. "Ich werde dir was flüstern!"? In diesem Fall wird doch mit erhobener Stimme gesprochen.


umgangssprachlich; Flüstern bedeutet in dieser Redensart natürlich nicht sich liebevolle Dinge zuraunen, sondern das genaue Gegenteil. Es handelt sich also um eine ironisierende Redewendung
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