Vertrag-Pakt

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Vertrag-Pakt

Beitragvon Brakbekl » So 9. Okt 2011, 13:15

Es ist ja allseits geläufig, daß im Deutschen eindeutig Pakt negativ, Vertrag aber eher positiv bewertet wird. Wir erinnern uns, daß man in der ehemaligen BRD meistens vom Warschauer Pakt die Rede war, während die ostzonalen Medien von den "Warschauer Vertragsstaaten" sprachen. Den historisch Belesenen unter uns ist auch geläufig, daß die Pariser Vorortverträge bezüglich Deutschland während jener 12 Jahre und wohl auch davor von gewissen Kräften mit "Versailler Schanddiktat" bezeichnet wurden, während sie hinterher wieder Versailler Vertrag hießen. Packt ist übrigens schon seit Teufelspakt negativ belegt. Die allseits gerechtfertigte, aus demselben Stamm sich ableitende Pacht hat dagegen keinerlei Schaden genommen.

Vertrag ist nicht nur deshalb positiv, weil vertragen eine an sich positive Handlung ist. Ähnlich dem Agreement kommt es dabei auf die Freiwilligkeit beider Partner an. Ein Vertrag gleitet in einen Pakt über, wenn die Freiwilligkeit einer Seite schwindet, oder wenn er insgesamt gegen die guten Sitten verstößt. (Beispiel: Teufelspakt)

Nun beobachte ich folgendes. Je mehr jemand auf einen Vertrag pocht, d. h. einen ins stocken geratenen Vertrag gegen den anderen am Leben erhalten will, desto mehr verhärtet sich die Aussprache, der Vertrag wird zum Vertrack, die Leute sprechen von vertracklich vereinbart, - kurz, die Sache wird vertrackt*. Des Sinn von vertragen und agree geht verloren und in den Vordergrund gerät der als negativ empfundene Aspekt der Bindung, der Paktcharakter wir offenbar.

Natürlich hat der Ton Auswirkung auf die Sprache. Bei dem harten Ton werden die Bewegungen auch steifer und logischerweise sklerotisieren die weichen Konsonanten.

* etym. anders, aber das Wort ist dahingeschwommen.
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon jp-magister » Mo 10. Okt 2011, 12:11

brakbekl hat geschrieben:Es ist ja allseits geläufig, daß im Deutschen eindeutig Pakt negativ, Vertrag aber eher positiv bewertet wird.


Ja????

Nordatlantikpakt, Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte, Pakt für Beschäftigung und Stabilität in Deutschland, Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs, Pakt für Wettbewerbsfähigkeit, Stiftung Bildungspakt Bayern etc. pp.

Alles negativ besetzt?
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon Brakbekl » Mo 10. Okt 2011, 13:23

jp-magister hat geschrieben:
brakbekl hat geschrieben:Es ist ja allseits geläufig, daß im Deutschen eindeutig Pakt negativ, Vertrag aber eher positiv bewertet wird.


Ja????

Nordatlantikpakt, Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte, Pakt für Beschäftigung und Stabilität in Deutschland, Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs, Pakt für Wettbewerbsfähigkeit, Stiftung Bildungspakt Bayern etc. pp.

Alles negativ besetzt?


....sind das nicht neuere Entwicklungen? Vielleicht kein gutes Zeichen, wenn man nicht mehr auf Verträge setzt, sondern einen Pakt für nötig hält. Pakt und Vertrag konnotieren anders, sonst würd es die beiden Worte nicht geben. tempora mutantur et verba mutantur in illis.
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon jp-magister » Mo 10. Okt 2011, 13:53

brakbekl hat geschrieben:....sind das nicht neuere Entwicklungen?


Nein. Pakt bedeutet Bündnis, Vertrag. Im Guten (Briand-Kellog-Pakt) wie im Bösen (Hitler-Stalin-Pakt).
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon Brakbekl » Mo 10. Okt 2011, 14:31

jp-magister hat geschrieben:

Nein. Pakt bedeutet Bündnis, Vertrag. Im Guten (Briand-Kellog-Pakt) wie im Bösen (Hitler-Stalin-Pakt).

a: sieht nach Einwirkung von eng. pact aus, dessen Färbung ich nicht beurteilen kann.
b: der hieß übrigens: Wiki: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-So ... ftsvertrag

Da wiki das Dokument nicht abbildet, ist der originale Titel nicht eruierbar auf die Schnelle. Ich bezweifele aber, daß er "Pakt" hieß.
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon jp-magister » Mo 10. Okt 2011, 15:11

Es doch für die Diskussion völlig unerheblich, wie die Verträge im Original heißen. Für beide hat sich auch bei Historikern die Bezeichnung Pakt eingebürgert - und im ersten Fall ganz sicher ohne negativen Beigeschmack.
Und warum sollte die Bundeszentrale für politische Bildung in ihren Lernmaterialien vom Nordatlantikpakt (treaty) schreiben? Etwa um deultich zu machen, dass es sich bei der NATO um ein Bündnis zwischen Pack und Pack handelt?
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon Brakbekl » Mo 10. Okt 2011, 15:26

jp-magister hat geschrieben:Es doch für die Diskussion völlig unerheblich, wie die Verträge im Original heißen. Für beide hat sich auch bei Historikern die Bezeichnung Pakt eingebürgert - und im ersten Fall ganz sicher ohne negativen Beigeschmack.
Und warum sollte die Bundeszentrale für politische Bildung in ihren Lernmaterialien vom Nordatlantikpakt (treaty) schreiben? Etwa um deutlich zu machen, dass es sich bei der NATO um ein Bündnis zwischen Pack und Pack handelt?



Wie alt bist Du?
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon jp-magister » Mo 10. Okt 2011, 15:29

Was tut das zur Sache? :?
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon Brakbekl » Mo 10. Okt 2011, 15:39

1. Es könnte sein, daß Du ein Generatiönchen jünger bist, und daher nicht mehr den Hintergrund hast, den ich habe .... was ja nicht verboten ist, die die Zeiten ändern sich.

2. Das mit dem Warum - da mußt Du selber drauf kommen, wer eventuelle ein Interesse daran hat, die Nato als Pakt darzustellen. Auf jeden Fall gibt es diese Kräfte.
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon jp-magister » Mo 10. Okt 2011, 15:47

1) Mach dir keine Sorgen um meinen Hintergrund. Und was das Alter betrifft: Auch ich habe schon die guten alten Zeiten vor der Mondlandung erlebt.
2) Schon wieder eine "Verschwörungstheorie"?
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon Brakbekl » Mo 10. Okt 2011, 16:12

jp-magister hat geschrieben:2) Schon wieder eine "Verschwörungstheorie"?


Nicht immer gleich schießen .... und nicht alle politische "Arbeit" ist gleich Verschwörung, aber du wirst doch zugeben, daß seit der Mondlandung die CDU eine gewisse Bewegung gemacht hat, und daß das Personal sich auch geändert hat .... aber wir wollen nicht politisieren ... mir ging es bei der ganzen Frage nicht um deren politischen Aspekt.
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon Zythophilus » Mo 10. Okt 2011, 17:58

Gerade beim "Nordatlantikpakt" kann man englischen Einfluss auf den deutschen Namen ausschließen, da der ursprünglich englische Name, der auch in der Abkürzung NATO zu finden ist, ja "North Atlantic Treaty Organization" ist. Hier wird auch deutlich, dass Pakt über die reine Bedeutung von "Vertrag" hinausgehen kann und dann "(militärisches) Bündnis" heißt.
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Re: Vertrag-Pakt

Beitragvon Brakbekl » Mo 10. Okt 2011, 18:24

Zythophilus hat geschrieben:Gerade beim "Nordatlantikpakt" kann man englischen Einfluss auf den deutschen Namen ausschließen, da der ursprünglich englische Name, der auch in der Abkürzung NATO zu finden ist, ja "North Atlantic Treaty Organization" ist. Hier wird auch deutlich, dass Pakt über die reine Bedeutung von "Vertrag" hinausgehen kann und dann "(militärisches) Bündnis" heißt.


Aber es geht in der Politik doch darum wer was wie bezeichnet.

Richtig, es gibt Bündnisfall und Vertragsfall, und nicht Paktfall. Im Gegensatz zu Vertrag kommt bei Bündnis der Paktgedanke, daß man es eben nicht verlassen darf im Fall der Fälle, schon vor.
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