Kompilation und Kompendium

[Brakbekl]

Hallo,

ich habe heute phantasiert, daß eine Kompilation ein Werk ist, welches nur mit Pfeilen arbeitet, den Obelisci, also nur Zitate und dergleichen enthält. Gehe ich da richtig.

Was ist dann ein Kompendium?

(Habe grad keine Fachliteratur zur Hand.)

[Medicus domesticus]

Ich glaube da gibt Wikipedia ganz gut Auskunft...
Ein Compendium hat, glaube ich, jeder, der Latein gelernt hat schon in der Hand gehabt....

[Brakbekl]

Hallo Hausarzt,

ich finde sowas: "Kompendium (von lateinisch compendium ‚Ersparnis‘, ‚abgekürzter Weg‘) bezeichnet:" immer zu wenig. Das gibt zwar Anregung die Phantasie anzuschmeißen, aber eine Worterklärung ist das nicht.

[Laptop]

Wäre der geneigte Herrn von einem Blick in das „Damen ConverÅ¿ations Lexikon“ abgetan? Falls nicht:

Compendium, wörtlich Abkürzung oder Ersparung. Gewöhnlich eine Sammlung, worin die Lehrsätze und Hauptmarimen einer Wissenschaft kurz und bündig zusammengefaßt sind. Commentar ist das Entgegengesetzte, denn hier werden alle Principien ausführlich erläutert, daher commentiren, so viel wie erklären, mit Nachweisungen versehen, gründlich und umfassend abhandeln.

… und …

Compilation, wörtlich Plünderung, die Zusammtragung von Sätzen, Principien, Stellen etc. aus verschiedenen Schriften zu einem Ganzen. Es ist das Werk des Gelehrten und für die Wissenschaft, da Verschiedenes zu einer raschern, faßlichern Uebersicht zusammengestellt ist, von großem Nutzen.

Eine Kompilation gibt es mittlerweile auch als CD. „Mallorca-Bade-Hits Vol. 17“ z. B. Unter einem Kompendium darf man sich eher so etwas wie „Algebra für die Grundstufe“ vorstellen, voll mit Pi mal Daumen.

[Brakbekl]

Danke Laptop, mir ging es um die Verbindungen:

pendere (hängen) zu Kompendium

und

pilum (Speer) zu Compilation. Also, was die Sachen heute bedeuten, weiss ich schon, nur: Wie kam es genau dazu?

[Zythophilus]

compilare hat mit dem pilum nichts zu tun. Wörtlich heißt es "die Haare ausreißen", im übertragenen Sinne "berauben".

[Laptop]

Du möchtest Bilder für dein Bildgedächtnis, die etymologisch korrekt sind?

Bei compilation steht wohl das Haar am Anfang, /pillus/, wobei sich mir die Brücke von der Enthaarung zur Plünderung nicht erschließt. Von der Plünderung zum Zusammengeflickten Werk od. auch Plagiat dann durchaus wohl. Guttenberg hat sozusagen auch geplündert. Compendium ist gemäß Döderl. «nur als Gegentheil von dispendium gebildet, ohne dass der Begriff übrigens aus dem von pendere, compendere abgeleitet werden könnte.»

Ich fürchte in beiden Fällen kein Bild liefern zu können.

[Brakbekl]

Dann ist das mit den Hinweispfeilchen (Obelisci) wohl Phantasie. Nannte man nicht die Abschreiber und Überlieferer von Urteilen als erstes Compilatoren?

[Zythophilus]

(com)pilare ist eben ein von pilus abgeleitetes Wort. Die Verbindung vom Haar zur Plünderung ist eben das gewaltsame Wegnehmen. Dieser gewaltsame Aspekt geht in der modernen Bedeutung weitgehend verloren, auch wenn die erwähnten „Mallorca-Bade-Hits Vol. 17“ durchaus Gewalt gegenüber den Hörorganen bedeuten können.

[consus]

compÄ«lare] Walde-Hofmann unterscheidet ex-pÄ«lare (ausplündern) von ex-pǐlare (enthaaren; < pǐlus Haar). Man kann an das gr. πιλέω pÄ«lare (zusammendrücken) (pÄ«la Mörser) denken.

[Brakbekl]

Phantasyon

Vielleicht hat das damit zu tun, daß die Soldaten bei Eintritt in die Legion ihrer Haare beraubt wurden? So, wie ein Soldat seiner Haare beraubt, so wird die Stadt bei Eintritt der erobernden Soldaten quasi expiliert um nicht zu sagen: nackt gemacht.

Phanatsyoff

[Zythophilus]

Tatsächlich hat auch der Stowasser compÄ«lo 1. Das kann, wenn es tatsächlich ein langes "i" hat, eigentlich nicht von pǐlus kommen. Angaben zur Etymologie fehlen, lediglich bei ex-pÄ«lo 1 findet sich der Hinweis "vgl. compÄ«lo".
Georges führt compÄ«lo 1 dennoch auf pǐlo 1 und damit auf pǐlus zurück, wobei er noch ein zweites compÄ«lo 1 in der Bedeutung "durchprügeln", das von pÄ«lum "Mörserkeule" stammt, anführt.

[Laptop]

Ein „zusammenstampfen“, wie man etwa eine Gewürzmischung zubereitet, gibt mir aber kein einleuchtenderes Geächtnisbild für das doch eher selektive Zusammenstückeln, was eher ein Gewebe als einen Brei oder Pulver ergibt.