Vernunft

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Re: Vernunft

Beitragvon Domingo » Di 1. Feb 2011, 09:39

brakbekl hat geschrieben:Ich möchte Dir, Bierfreund hier eindeutig widersprechen. Es ist die Frage, was Du mit "heute" meinst: Noch in den sechziger und siebziger Jahren würde es als hohes Risiko gegolten haben, sprich "unvernünftig" sein, Schwule als Erzieher in Kindergärten anzustellen, heute gilt dies als Ausweis politischer Korrektheit und vielfach als Forderung der Vernunft.


Bern und Karl versuchen, ein Mathematikproblem zu lösen. Bern erhält die Lösung "124" und hält diese für die richtige. Karls Lösung ist "2354 und er hält seine Lösung ebenfalls für die richtige.

Schlussforlgerung: Für Bern hat das wort "richtig" eine andere Bedeutung als für Karl :wink:

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Re: Vernunft

Beitragvon Brakbekl » Di 1. Feb 2011, 13:03

Domingo hat geschrieben:Bern und Karl versuchen, ein Mathematikproblem zu lösen. Bern erhält die Lösung "124" und hält diese für die richtige. Karls Lösung ist "2354 und er hält seine Lösung ebenfalls für die richtige.

Schlussforlgerung: Für Bern hat das wort "richtig" eine andere Bedeutung als für Karl


Also, erstmal ist es schon gut, Domingo, niemanden zu diskriminieren, insofern haben je beide, auch wenn wir die Aufgabe nicht kennen, subjektiv ein richtiges Ergebnis .... :wink:
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Re: Vernunft

Beitragvon Zythophilus » Di 1. Feb 2011, 13:10

@ Brakbekl: Wenn du eine Definition wie auf http://de.wikipedia.org/wiki/Vernunft nimmst, so gilt sie jetzt, die wie sie vor 30 Jahren galt, wenn auch die Resultate vielleicht anders waren, weil die GEsellschaft oder wer auch immer anderes fordert.
Mag sein, dass das, was heute gefordert wird, gar nicht mehr vernünftig ist, und es ist theoretisch möglich, dass ein oft missbrauchtes Wort eine andere Bedeutung erhält. Euphemismen verlieren i.d.R. relativ ihre beschöningende Wirkung; so könnte auch "Vernunft" eine andere Bedeutung erlangen, wenn vieles, was die Leute eben nicht mehr als vernünftig erachten, von oben als vernünftig dekretiert wird.
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Re: Vernunft

Beitragvon Domingo » Di 1. Feb 2011, 19:31

brakbekl hat geschrieben:
Domingo hat geschrieben:Bern und Karl versuchen, ein Mathematikproblem zu lösen. Bern erhält die Lösung "124" und hält diese für die richtige. Karls Lösung ist "2354 und er hält seine Lösung ebenfalls für die richtige.

Schlussforlgerung: Für Bern hat das wort "richtig" eine andere Bedeutung als für Karl


Also, erstmal ist es schon gut, Domingo, niemanden zu diskriminieren, insofern haben je beide, auch wenn wir die Aufgabe nicht kennen, subjektiv ein richtiges Ergebnis .... :wink:


Man muss halt tolerant sein - auch gegen Leute, die einen Kategoriefehler gemacht haben :D Denn es ist gewiss einer, die Aussagen

"A und B halten verschiedene Dinge für vernünftig"

und

"Das Wort 'Vernunft' hat für A und B unterschiedliche sprachliche Bedeutungen"

miteinander zu verwechseln :book:
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Re: Vernunft

Beitragvon Brakbekl » Di 1. Feb 2011, 20:53

Domingo hat geschrieben:"A und B halten verschiedene Dinge für vernünftig"

und

"Das Wort 'Vernunft' hat für A und B unterschiedliche sprachliche Bedeutungen"



Man darf ja unterscheiden. Das korrekte Lösen einer Matheaufgabe bezieht sich ja nur auf das logische Schließen, was ja eigentlich Ideologie oder sagen wir prämissenunabhängig ist. Vernunft dagegen bezieht sich oft auf die unausgesprochenen Prämissen - und die sind allzuoft strittig. Man verfolge nur Diskussionen unter Zeitgenossen.
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Re: Vernunft

Beitragvon Domingo » Di 1. Feb 2011, 21:13

Das alles ist 1. richtig 2. im vorliegenden (rein sprachlichen) Kontext irrelevant.
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Re: Vernunft

Beitragvon Domingo » Mi 23. Feb 2011, 19:57

Longipes hat geschrieben:Vielleicht hilft dir das hier weiter:

Quelle: http://dr-phil.info/vernunft.htm

Gehört nun zwar, etymologisch gesehen, Vernunft zu „vernehmen“ und Verstand zu „verstehen“[...]


Ich bin gerade auf den Romantitel "Froken Smillas fornemmelse for sne" gestoßen worden.

http://en.wiktionary.org/wiki/fornemmelse

Dasselbe?
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Re: Vernunft

Beitragvon Laptop » Do 24. Feb 2011, 03:05

Fast jede philosophische Richtung, fast jeder Phlosoph legt den Begriff der „Vernunft“ anders aus, definiert ihn anders. Ich habe mich ein wenig damit befaßt, und kann nur vom Wikipedia-Artikel abraten, der sich auch klar zu Kants Definition bekennt, welche man nicht als maßgeblich betrachten sollte. Schon Schopenhauer schimpft: «Sie [die Philosophieprofessoren] hatten nämlich … den Namen der Vernunft nötig für ein … völlig erlogenes Vermögen … unmittelbarer, metaphysischer … Erkenntnisse, welches demnach vor Allem ein »Gottesbewußtsein« ist …»

Als unvoreingenommen, weil aller Aspekte beleuchtend, empfehle ich den Artikel von Eisler, der aus diesem Grunde auch keine eindeutige Antwort bzw. Begriffsbestimmung geben kann: http://www.zeno.org/Eisler-1904/A/Vernunft?hl=vernunft Wer nach dieser Lektüre noch meint alle Deutungshoheiten der Vernunft auf einen gemeinsamen Kern zusammenzuschmelzen zu können, soll sich bitte mit mir in Verbindung setzen: ich bin höchst interessiert!
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Re: Vernunft

Beitragvon Laptop » Do 24. Feb 2011, 03:11

Ich denke der Begriff ist so verbraucht und so vage geworden, daß ihn der Sprachkonsens heutzutage schon fast vollends entsorgt hat. Die „Vernunft“ ist in der Umgangssprache bereits komatös. Wenn ein Jugendlicher noch von Vernunft spricht, gebraucht er allenfalls noch das Wort „vernünftig“, und zwar i.S.v. „zweckmäßig“.
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