von spiphany » Fr 14. Jan 2011, 19:37
Hast du schon mal in einer Einführung in der historischen Linguistik reingeschaut? Das würde dir wesentlich weiterhelfen, denke ich...
So weit wie ich weiss, kann die Geschwindigkeit des Sprachwandels nicht genau im voraus bestimmt werden, da es von zu viele Faktoren abhängt. Auch ist eine Sprache keine Maschine, deren Entwicklung immer den gleichen Lauf hat. ABER es gibt einige Prinzipien, die man sprachübergreifend erkennen kann, z.B., dass Lautwandel meist systematisch vorkommen -- dass heisst, wenn 'e' zu 'i' wird, kommt es in allen Worten vor, egal wie häufig sie sind.
Man muss auch lexikalischen Wandel von phonetischem Wandel auseinanderhalten. Man kann ein Wort (oder ein Wortform, wie das Präteritum eines starken Verbes) ersetzen oder ein neues aneignen, ohne dass es von den phonetischen Merkmalen einer Sprache bestimmt wird. Hier stimmt es, dass häufige Wörter vergleichsweise relativ stabil sind. (Wann man ein Wort benutzt, ob morgens oder abends oder in welcher Jahrzeit, ist unwesentlich, denke ich.)
Sprecherzahl kann aber muss nicht zur Stabilität führen, denke ich. Wenn die Sprecher weit verbreitet oder von einander isoliert sind, kann es auch zur Dialektbildung führen.
(Zum Thema lexikalischer Wandel und Wortbildung kann ich übrigens "Wörter und Regeln" von Steven Pinker empfehlen. Das Buch ist für Laien geschrieben und generell gut verständlich.)