Hallo Laptop
Laptop hat geschrieben:Teil-Eigenschaft? Ist bspw. bei timor tyranni etwa timor eine „Teil-Eigenschaft“ von tyrannus?
Eindeutig ja, denn sonst wäre er nicht Tyrann!
Laptop hat geschrieben:Die Vernunft, die schläft oder träumt, ist offenbar symbolisiert durch den schlafenden Herren auf dem Bild. Irgendwann wacht er wieder auf, d. h. mit Schlaf / Traum kann nur ein vorübergehender Zustand gemeint sein. D.h. die Vernunft ist das handelnde Element. Daher genitivus subiectivus.
klingt gut...
Laptop hat geschrieben:Man könnte es wohl auch deuten als genitivus obiectivus, „der Traum von der Vernunft“, dann hätte der Herr auf dem Bild allerdings seine Symbolhaftigkeit verloren. Daher halte ich diese Deutung für abwegiger.
Der Herr ist ja nicht die Vernunft, sondern der Mensch ...
Mich dünkt Goya meint auch nicht mit (razon) Vernunft (das Vernehmen der Stimme des Gottes, bzw. des Gewissens), sondern die autonome Vernunft der radikalen Aufklärer. Deshalb schlage ich als Übersetzung vor: - de la razon - der Traum (des Menschen) von der autonomen Vernunft. Es ist ja die Zeit, als die Vernunft in Verdacht geriet ....
Die Kernfrage ist wirklich: Symbolisiert die Figur die Vernunft oder den Menschen?
Wenn sie den Menschen symbolisiert, dann ist es ein Gen. objektivus, wenn sie die Vernunft symbolisiert, dann ist es ein Gen. subjektivus und zugleich ein Gen. definitivus denn diese beiden Kategorien schließen sich nicht aus, weil die eine eine rein grammatische (Gen. subj. + obj.) Bestimmung ist, die andere aber eine semantische.
Bei "timor tyranni" liegt der Fall einfach:
timor tyranni - die Furcht (der Leute) vor dem Tyrannen = Gen. obj. (der Gen. wird zum Objekt)
timor tyranni - die Furcht des Tyrannen vor den Leuten = Gen. subj. (der Gen. gehört zum Subjekt)
Kann man die Genitive auch verschränken etwa: "timor hominum tyranni"?