Inversion nach "als auch"

Beiträge zu Themen, die in keine andere Kategorie passen

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

Inversion nach "als auch"

Beitragvon Merkur » Di 18. Aug 2009, 12:32

Hallo!

Eine kleine Frage zum Deutschen:

Ist es korrekt zu sagen: "Sowohl höre ich Radio als auch sehe ich fern."

Mir geht es
1) Um die Verwendung von "sowohl ... als auch" als Konjunktion zur Verknüpfung zweier Hauptsätze
2) Um die Inversion (höre ich, sehe ich)

Danke.
Gruß
M.
Merkur
Censor
 
Beiträge: 681
Registriert: Do 27. Dez 2007, 22:37
Wohnort: Monachii

Re: Inversion nach "als auch"

Beitragvon Laptop » Di 18. Aug 2009, 13:42

Ein Deutschlehrer würde es dir natürlich anstreichen, weil unnormal (darin steckt das Wort "Norm"). Die deutsche Sprachnorm. Richtig ist, was der Norm entspricht. Andererseits überteten viele Dichter und Denker auch die Norm und werden dafür gelobt. Man kann die Norm übel, auffällig, unauffällig, oder auch elegant übertreten, ich denke in diesem Fall ist es kein Übel, aber auch nicht besonders elegant ;-)
SI·CICERONEM·ÆMVLARIS·VERE·NON·VIVAS (get a life!) OBITER·DICTVM·BREVITAS·DELECTAT (keep it short and simple = kiss)
Benutzeravatar
Laptop
Augustus
 
Beiträge: 5737
Registriert: Sa 12. Mai 2007, 03:38

Re: Inversion nach "als auch"

Beitragvon Apollonios » Mi 19. Aug 2009, 09:36

sowohl - als auch zur Verbindung von Sätzen klingt für mich einfach furchtbar. Es ist grammatisch vielleicht zu rechtfertigen, aber - laß es lieber, sagt mein Sprachgefühl.
Wenn Du es doch nicht lassen kannst - natürlich mit Inversion. Aber "es gibt keinen richtigen Stil im falschen".
וָאֹמַר מִי־יִתֶּן־לִּי אֵבֶר כַּיּוֹנָה אָעוּפָה וְאֶשְׁכֹּנָה ׃
et dixi quis dabit mihi pinnas columbae ut volem et requiescam
ps. 55,7
Benutzeravatar
Apollonios
Dictator
 
Beiträge: 1395
Registriert: Mi 28. Feb 2007, 18:34
Wohnort: Berolinum

Re: Inversion nach "als auch"

Beitragvon Zythophilus » Mi 19. Aug 2009, 11:02

Ist "sowohl" wirklich so schlimm?
Ich vermute, dass hauptsächlich deshalb eine gewisse Abneigung gegen dieses Wort besteht, weil es in vielen übertrieben wörtlichen Übersetzungen von et - et vorkommt, wo es einfach sperrig wirkt.
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 16963
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: Inversion nach "als auch"

Beitragvon Merkur » Mi 19. Aug 2009, 11:25

In einem so banalen Satz wie dem angegebenen ist "sowohl - als auch" natürlich stilistisch leicht verfehlt.

In geeignetem Zusammenhang gefällt mir diese Art der Verknüpfung aber gar nicht mal so schlecht, ich war mir nur bzgl. der Konstruktion unsicher.

Danke und Gruß
M.
Merkur
Censor
 
Beiträge: 681
Registriert: Do 27. Dez 2007, 22:37
Wohnort: Monachii

Re: Inversion nach "als auch"

Beitragvon Apollonios » Mi 19. Aug 2009, 11:45

Ich finde es nur zur Verbindung von Sätzen verfehlt, zur Verbindung einzelner Wörter sowohl gerechtfertigt als auch stilistisch sauber. Aber, wie gesagt, es ist mein Sprachgefühl und nicht der Duden oder Reich-Ranicki oder der liebe Gott, der das sagt.
וָאֹמַר מִי־יִתֶּן־לִּי אֵבֶר כַּיּוֹנָה אָעוּפָה וְאֶשְׁכֹּנָה ׃
et dixi quis dabit mihi pinnas columbae ut volem et requiescam
ps. 55,7
Benutzeravatar
Apollonios
Dictator
 
Beiträge: 1395
Registriert: Mi 28. Feb 2007, 18:34
Wohnort: Berolinum

Re: Inversion nach "als auch"

Beitragvon Laodamas » Mi 19. Aug 2009, 15:36

"sowohl - als auch":

Diese kopulative (anreihende) Konjunktion verbindet im Allgemeinen und ursprünglich nur nebengeordnete gleichartige Wörter, Wortgruppen, Satzteile.
An der Inversion wird der Leser allemal Anstoß nehmen. Derartiger (satzverbindender) Gebrauch ist unüblich. Beachte: In folgendem Satz werden nur die Prädikate (Satzteile) miteinander verbunden (keine Teilsätze!):

"Peter, der sowohl Radio hört als auch fernsieht, ..."

vgl. (1) Duden: Deutsches Universalwörterbuch 2001, s.v. sowohl; (2) Duden[4]: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache, 6.Aufl. 1998, RN.717ff.; (3) Der digitale Grimm V.05-04 2004: Deutsches Wörterbuch, s.v. "sowol". Neuere Auflagen derzeit nicht zur Hand. Man möge mich daher ggf. korrigieren.
Laodamas
 

Re: Inversion nach "als auch"

Beitragvon ille ego qui » Do 20. Aug 2009, 19:32

Das gefühlte Unbehagen gegenüber der oben erprobten Stellung hat ja seine (sprachlogischen) Gründe: Zumindest diachron (ich würde aber meinen: durchaus auch synchron) ist das "als" aufzufassen als das gängige vergleichende "als", das bei der verbindung zweier vollständiger aussagen (oder sagen wir: prädikationen) stets ein unterordnendes syntaktisches verhältnis erzeugt (ergo: verbendstellung). wenn man also mit "sowohl - als auch" unbedingt zwei prädikationen verbinden will, wird der zweite bestandteil unweigerlich subordiniert und das finitum end-gestellt! - nach heutiger interpunktionsnorm würde denn auch ein komma fällig.

so( )wohl höre ich Radio, als ich (auch) fernsehe.

Klingt doch schon etwas besser, nicht wahr?


______________________
"sowohl - als auch" entspricht ja zunächst einem:
so gut/sehr - als/wie
ebenso - wie
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
arma virumque cano ...
ille ego qui
Augustus
 
Beiträge: 6946
Registriert: Sa 3. Jan 2009, 23:01

Re: Inversion nach "als auch"

Beitragvon Laodamas » Fr 4. Sep 2009, 02:43

Sehr schöne Argumentation. Danke für die nähere Ausführung.

Ich habe heute gelesen, dass auch die Inversion (der Satzdreh) nach "und" vorgekommen sein soll. Ludwig Reiners, Stilkunst: Ein Lehrbuch deutscher Prosa, 1944. S.145.
Laodamas
 

Re: Inversion nach "als auch"

Beitragvon ille ego qui » So 13. Sep 2009, 14:22

ich glaube, das habe ich ebendort auch einmal gelesen (aber auch nur dort, denke ich^^) - in dem fall wird wohl aus einer konjunktion (ohne satzgliedstatus) ein (satzgliedwertiges) adverb. dass partikeln ohne satzgliedstatus zu adverbien werden, passiert ja auch bisweilen bei "nicht" oder sehr oft und vollkommen eingebürgert bei "doch" - letzteres angeblich eine ausgeburt des augsteinschen spiegel-deutsch(s?). greifbar wird dergleichen naturgemäss nur bei kopfstellung der einstmalig nichtsatzgliedwertigen partikel.

internetsuechtige gruesse aus der tuerkei
christian
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
arma virumque cano ...
ille ego qui
Augustus
 
Beiträge: 6946
Registriert: Sa 3. Jan 2009, 23:01


Zurück zu Sonstige Diskussionen



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 101 Gäste