Hallo,
im Rahmen meiner Gorgias-Lektüre bin ich auf ein paar Fragen gestoßen, die ich hiermit stellen will. Bitte korrigiert meine falschen Aussagen:
Soweit ich das überblicke, sind die drei wichtigsten politischen Instanzen in Athen der Rat, die Volksversammlung und die Richter (Gerichtshöfe). Die große Kritik des Sokrates liegt nun daran, dass in diesen drei Instanzen keine kompetenten, in dieser Sache studierten Experten tätig sind (erst wenn οἱ φιλόσοφοι βασιλεύσουσι..) sind, sondern irgendwelche, die jeweilige τέχνη nicht beherrschende Interessenten (Mitglieder der Volksversammlung). Während diese sich wenigstens für diese Sache freiwillig melden, werden die Richter gar per Losverfahren ausgewählt. Sehe ich das richtig, bedeutet das also auch, dass man gewissermaßen zum Richter gezwungen wird?
Wie sieht es aus mit dem Beruf "Ratsmitglied"? Konnten auch freiwillige Laien dieses Amt ausüben oder konnte man auch via Losverfahren gezwungen werden?
Nun erfahre ich in einem Kommentar, dass Sokrates im Arginusenprozess Ratsmitglied (nach der Apologie-Schrift) gewesen sein soll. Würde dies nicht darauf hindeuten, dass einem dieses Amt auch unfreiwillig per Losverfahren zugeteilt werden konnte? - schließlich sagt der platonische Sokrates oft, er habe Wichtigeres als die Politik zu tun.
Und wie kann man nun die Aufgabenbereiche eingrenzen? Ich lese einerseits, dass der Rat nur die Gesetzesanträge vorbereitet würden, während die Versammlung darüber entscheidet; nach der Apologie soll jedoch die Ratsversammlung (unter Vorsitz der Phyle des Sokrates) das Todesurteil verhängt haben, was also bedeuten würde, dass auch der Rat an der Gesetz-/ Urteilsbildung beteiligt ist.. Keine genaue Gewaltenteilung..
Könnte mir bitte jemand die genauen Aufgabenbereiche der beiden Instanzen erklären, warum ist das so uneindeutig? Gibt es noch wichtige Ergänzungen?
Danke im Voraus!
Viele Grüße