Thuk. 5.110.1

[Roxane]

[5.110.1] {ΜΗΛ.} Οἱ δὲ καὶ ἄλλους ἂν ἔχοιεν πέμψαι· πολὺ δὲ τὸ Κρητικὸν πέλαγος, δι' οὗ τῶν κρατούντων ἀπορώτερος ἡ λῆψις ἢ τῶν λαθεῖν βουλομένων ἡ σωτηρία.

Mel.: „Sie könnten aber auch andere schicken: Denn weit ist das Kretische Meer, in dem (wörtl.: durch das hindurch) für diejenigen, die (die See) beherrschen, das Ergreifen (der feindl. Schiffe) schwieriger (ist) als für diejenigen, die unbemerkt sein wollen, die Rettung.

[Prudentius]

"Denn weit": "πολὺ" steht vorn! "δὲ"! "Weit aber ist ..."; keine Begründung!

"πολὺ πέλαγος" eigenartige Verbindung.

"τῶν κρατούντων ἡ λῆψις" Genitivus subjectivus bei λῆψις, ganz ungewöhnlich; Umschreib8ng mit "für" ist ein guter Ausweg. Sonst könnte man freier übersetzen, ungefähr so: "Die Verfolger haben es schwer, und die, die entwischen wollen, leicht".

"diejenigen, die unbemerkt sein wollen", die sich verstecken wollen.

Schönen Sonntag,

lgr. P.

[Roxane]

Danke für deine Korrektur, Prudentius. Dass es sich bei τῶν κρατούντων ἡ λῆψις um einen gen. subi. handelt, hatte ich in diversen Kommentaren (Perseus u.a.) gesehen. Hier noch einmal, für wen auch immer, einige Beispiele aus der Kühner-Grammatik:

"...einen Genetiv des Subjekts, wenn der Genetivbegriff sich als Subjekt der im regierenden Nomen
liegenden Handlung betrachten lässt: φόβος τῶν πολεμίων (οἱ πολέμιοι φοβοῦνται), νίκη τῶν
βαρβάρων (οἱ βάρβαροι νικῶσιν), εὔνοια τῶν πολιτῶν (οἱ πολῖται εὐνοοῦσιν), συνουσία τῶν
κακῶν (οἱ κακοὶ σύνεισιν)...."

Ich mach dann mal weiter....