Thuk. 5.87-88

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Thuk. 5.87-88

Beitragvon Roxane » Mo 14. Apr 2014, 15:14

Für wen auch immer, wann auch immer.

(87.1) Die Athener: "Wenn ihr nun (lieber) gekommen seid, um Mutmaßungen über die zukünftige Lage aufzuzählen oder irgendetwas anderes (aufzuzählen), als dass ihr aufgrund der gegenwärtigen Lage und aufgrund dessen, (was) ihr vor Augen habt, über eine Rettung der (/für die) Stadt beraten wollt, sollten wir aufhören; wenn (ihr) aber zu diesem Zweck (gekommen seid, um .. zu beraten), sollten wir reden."

(88.1) Die Melier: "Es ist folgerichtig und verzeihlich, dass wir, die wir uns in einer solchen Lage befinden, in alle möglichen Richtungen reden und denken (/ uns in alle möglichen Richtungen <ἐπὶ πολλὰ> wenden, wenn wir reden und denken). Allerdings ist unsere Zusammenkunft (gerade) jetzt für unsere Rettung möglich und, wenn es euch gut scheint, möge die Verhandlung auf die vorgeschlagene Weise stattfinden."

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Re: Thuk. 5.87-88

Beitragvon Prudentius » Mi 16. Apr 2014, 17:21

(87)
Es stimmt schon, aber vllt. kann man versuchen, den genauen Sinn noch etwas besser herauszuarbeiten.

"als dass ihr": als was ihr

"sollten wir aufhören;": das klingt zu sehr nach einer Aufforderung, es ist aber die Androhung des Abbruchs der Verhandlungen: "Wenn ihr abschweift, dann gehen wir"; wir/ihr ist hier deutlich unterschieden: "wir", das sind nur die Athener; der Optativ mit an verpackt die rauhe Drohung mit diplomatischer Höflichkeit.

Stilbesonderheit, 2. Zeile: "ek ton paronton kai hon horate...": hier ist ein Pc. mit einem Relativsatz parallelgeschaltet, wie bei der Stilübersicht erwähnt; auch die verkürzte Relativkonstruktion: hon horate.

(88)
"für unsere Rettung möglich": möglich passt nicht: sie ist dazu da, dient zu, es geht dabei um...

"wenn es euch gut scheint": "wenn ihr meint", Floskel zur Zustimmung ohne Begeisterung :-D .

Im letzte Satz: kai - kai: ich würde auch das erste kai übersetzen.

Man sieht, in welch ungünstiger Verhandlungsposition die M. sich befinden.

Zu 89:

Jetzt wird es ganz schwierig, versuch erstmal bis zur Hälfte zu übersetzen;
Satzschema: ute parexomen - ute axiumen;
von axiumen ist wieder eine Zweiteilung: "e - e" m. Inf., bis oiesthai peisein.

Dieses Kapitel enthält eigentlich schon die Kernaussage, die Begründung der Machtpolitik der Athener.

lgr. P. :)
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Re: Thuk. 5.87-88

Beitragvon Roxane » Do 17. Apr 2014, 09:51

Das hätte ich nicht so hingekriegt, Prudentius. Genau das ist es, was man allein aufgrund der Bemerkungen zum Text -von Gottwein beispielsweise- nicht ohne Hilfe schafft: den Sinn genau herauszuarbeiten.

Vllt passt <können wir auch genauso gut aufhören> ganz gut.

Der Hinweis <Achtung, jetzt kommt 5.89> ist natürlich berechtigt. An diesem Abschnitt habe ich (vor ein paar Tagen schon) ganz schön lange gesessen. Aber schließlich habe ich mich ja entschieden, griechisch zu lernen und nicht holländisch oder so was. Schon klar, dass man nicht jeden Satz in 5 Minuten übersetzen kann (ich eigentlich gar keinen). 5.89 stelle ich schon mal ein, jetzt aber wünsche ich dir und allen anderen Lesern erst einmal schöne erholsame Ostertage. Möge die Sonne so schön scheinen wie auf Melos....

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Re: Thuk. 5.87-88

Beitragvon Prudentius » Fr 18. Apr 2014, 09:40

Hallo Roxane,

ich wünsche Dir und den anderen auch Osterfreude und schöne Feiertage, wir haben allerdings gerade ersehnten Regen :-D , ist auch nicht schlecht.

Diese Thukydides-Kapitel sind für mich eine uralte Erinnerung, ich habe bei der Vorbereitung zur Staatsexamensklausur mir diese besonders vorgenommen, denn es hieß, mit Thukydides-Reden oder Demosthenes müsse man im schlimmsten Falle rechnen. Inzwischen liegt schon meine ganze Lehrertätigkeit lange zurück, ich hätte mich wohl lieber als "Nestor" oder "Methusalem" einloggen sollen :-D .
In der Schultätigkeit bin ich allerdings nie dazu gekommen, solche Texte zu lesen. Ich habe aber gerne immer wieder einen Blick darauf geworfen und Interessantes darüber gelesen. Trotzdem habe ich jedes Mal Mühe, die Beziehungen und Bedeutungen richtig zu erfassen.

lgr. P. :)
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