von waldi » Sa 11. Mär 2017, 12:17
Beitrag von Gerontos Do 18. Mär 2010, 18:37
Hallo philistion,
Gratulation zur bestandenen Prüfung!
Hier meine Ergänzung mit der Bitte an die Kundigen um Korrektur.
48 E
1. Diogenes sprach zu Alexander:“ Lasse ab vom Zorn! Begreife und nimm wahr, was ich dir verkünde:
2. Nimm furchtlos (ohne zu zögern) die Dinge in Angiff, um die du dich ernsthaft bemühst.“
3. Dazu sagte Alexander:“ Und du finde die Tugend und strebe nach der Glückseligkeit.“
48 V Euripides
1.Ich glaube, dass Euripides sehr große Ehre erreichte, weil er viele herrliche Tragödien geschrieben hatte. 2.Aber wir haben erfahren, dass jener auch in Schande geraten ist, weil er sowohl den Götter als auch den Menschen frech Vorwürfe gemacht hat. 3.Da Euripides offenbar bemerkt hatte , dass Frauen oft Wunderbares und Schlechtes ausführen, bemühte er sich ernsthaft auch um deren Meinungen. 4. Aristophanes hat in der Komödie „Frösche“ Euripides und Aischylos als solche eingeführt, die darum kämpften, welcher von beiden der Stärkere sei . Wir hören, Aischylos habe den Sieg errungen.
Frage zu den Zeitverhätnissen in Satz 1.:
„οἶμαι Εὐριπίδην συγγράψαντα τυχεῖν“ .Der ACI im Aorist „Εὐριπίδην... τυχεῖν“ drückt ja eine Vorzeitigkeit gegenüber dem finiten Verb „οἶμαι“ aus . Wie aber ist das Zeitverhältnis des Part. Aorist. „συγγράψαντα“ zu „τυχεῖν“? Nochmals vorzeitig? Dann müsste die Übersetzung ja lauten: „...weil er ... geschrieben hatte“. In meinen Ohren klingt das nicht! Oder gilt die Regel mit der Vorzeitigkeit hier nicht, weil ja „τυχεῖν“ kein finites Verb ist?
Und noch etwas fällt mir an diesem Beispiel mal wieder auf: Wie die Beschäftigung mit der griechischen Sprache gnadenlos meine Unzulänglichkeiten bezüglich der Deutschen Sprache/Gammtik aufdeckt. Denn bei meiner obigen Übersetzung bin ich mir über das Zeitverhältnis gar nicht sicher. Das Perfekt von „gekommen ist“ drückt ja eigentlich einen gegenwärtigen Zustand aus im Verhältnis zu dem Perfekt von „geschrieben hat“. Da wäre ja doch das Zeitverhältnis gegenüber dem griechischen Original richtig wiedergegeben. Aber dann wäre wiederum das Zeitverhältnis zum finiten „Ich glaube“ falsch und ich müsste richtig übersetzen: „Ich glaube, dass ...gekommen war, weil...er geschrieben hatte“. Ist das so?
Zu Satz 2:
Für mich eine ähnliche Unsicherheit wie in Satz 1. Wie verhalten sich der Aorist„ἐμάθον“ und das Präsens „οἶμαι“ in Satz 1 zeitlich zueinander? Ein Aorist mit Augment ist doch nach meinen momentanen Kenntnisstand in der Vergangenheit anzusiedeln. Ist dann die Übersetzung mit „wir haben erfahren“, die für mein Sprachgefühl im Deutschen einen gegenwärtigen Zustand ausdrückt, zulässig ?
Mir fällt jetzt nachträglich auf, dass ich auch mehr vom deutschen Imperfekt hätte Gebrauch machen können, der mir wahrscheinlich aber persönlich nicht so liegt. Muss man gegebenenfalls, um einen griechischen Text richtig wiederzugeben, seinem eigenen Sprachempfinden manchmal Gewalt antun?
Und meine Unsicherheit über die Zeitverhältnisse setzt sich im weiteren Text fort.
Vielleicht macht sich ja ein Kundiger die Mühe und schreibt den Text nocheinmal in den richtigen Zeitverhältnissen!
Grüße von Gerontos
Beitrag von Quintus Fr 26. Mär 2010, 15:21
Hallo amici,
mein Vorschlag zu Hellas 48 V Euripides
48 V Euripides
1.Ich glaube, dass Euripides zu sehr großer Ehre gekommen ist, weil er viele glänzende Tragödien geschrieben hat (Ich glaube, dass Euripides sehr große Ehre erreichte, weil er viele und herrliche/berühmte Tragödien geschrieben hatte (rein zeitlich gedacht, stimmt doch diese Zeitfolge: erst muss Euripides seine Tragödien ja geschrieben haben, bevor er damit Ruhm erreichen kann; wenn man 'suggrapsanta' vielleicht eher als effektiv oder konstatierend sieht, kann auch mit 'geschrieben hat' übersetzt werden. Wichtig ist hier immer der jeweilige Aspekt)). 2. Aber wir haben erfahren, dass er (jener) auch in Ungnade (Schande) gefallen ist , weil er Menschen und Göttern unverblümt Vorwürfe gemacht hat ((wörtlich:) Aber wir haben erfahren, dass jener auch in Schande geraten ist, weil er sowohl den Götter als auch den Menschen unverschämt/frech Vorwürfe gemacht hat). 3.Weil Euripides wahrgenommen hatte, dass Frauen wunderbare wie schlechte Dinge ausgeführt hatten, bemühte er sich um sie, wie z.B um Medea und Phaidra. (Da Euripides offenbar bemerkt hatte (aisthomenos ist Partizip Aorist Nom. auf Euripides bezogen), dass Frauen oft Wunderbares und Schlechtes ausführen (wenn man durch den Infinitiv Präsens das Zeitlose dieser Aussage betonen will, sonst ist die gleichzeitige Übersetzung zu aisthomenos auch korrekt, denke ich), bemühte er sich ernsthaft auch um deren Meinungen/Einsichten (gnomas autwn), z.B. die der Medeia und die der Phaidra) 4. Aristophanes hat in der Komödie „Die Frösche“ dargestellt, wie Euripides und Aischylos darum wetteiferten, wer von ihnen beiden der bessere Künstler sei (wrtl. „stärker in Bezug auf die Kunst sei“ ) ( Aristophanes hat in der Komödie „Frösche“ Euripides und Aischylos als solche eingeführt (eis-ago) , die darum kämpften, welcher von beiden der Stärkere sei / (…) hat in die Kömodie „Frösche“ Euripides und Aischylos eingeführt, wie sie darum kämpften (…)). Wir hören, Aischylos habe den Sieg errungen.
Viele Grüße,
Quintus
Φύσις κρύπτεσθαι φιλεῖ.